Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 20
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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20 Psychisch© Studien. XXX, Jahrg. 1. Heft. (Januar 1903.)

hysterischen Leuten ausserordentlich suggestiv gewirkt;
metallene Halsketten beseitigten prompt alle möglichen
Beschwerden. Heute ist diese Methode schon zu sehr dem
schwächenden Einflüsse der Alltäglichkeit verfallen. Was
einst die Metalle thaten, besorgt heute der /föntyin-Apparat,
das Lichtbad, der Jiw/a-Strom. Alles Neue, Ueberraschende
besitzt den Vorzug der suggestiven Kraft und ist darum
auch fähig, die hysterischen Erscheinungen in der erstaunlichsten
Weise zu verändern.

Wenn wir einmal festhalten, dass die hysterischen Zustände
zumeist aus Autosuggestionen hervorgehen, so ist
uns schon klar, dass die Zahl und der Eormenreichthum
dieser Erscheinungen unerschöpflich sein muss. Im wahrsten
Sinne des Wortes kommt eben alles Denkbare bei der
Hysterie vor. Den Anästhesien reihen sich die Hyperästhesien
an. Von ihnen sei besonders dieOvarie, der
heftige Schmerz beim Druck in der Unterbauchgegend, den
man irrthümlicher Weise mit den Ovarien — den Eierstöcken
— der Weiber in Verbindung gebracht hat, bis man das
Gleiche bei Männern entdeckte, sei ferner die hysterische
Spinalirritation, der Schmerz beim Druck auf einzelne
Wirbel, hervorgehoben. Den Hyperästhesien folgen die
Parästhesien. Einzelne davon, vor allem das Jucken,
kann man ja auch normalen Menschen sehr leicht suggeriren;
der Anblick von Ameisen reicht fast immer dazu hin. Bei
den Hysterischen sind es alle möglichen Schmerzen, an
denen sie zu leiden haben, so lange natürlich, als keine
stärkere Suggestion die schmerzverursachende Eigensuggestion
überwindet.

Von den motorischen Erscheinungen ist die bedeutsamste
die hysterische Lähmung. Sie kann schlaff oder
spastisch sein, tritt zumeist als Paraplegie auf und betrifft
häufig nur bestimmte Thätigkeiten des betreffenden Gliedes,
während andere ungestört sind. Dies zeigt sich besonders
schön bei der Abasie-Astasie, der Unmöglichkeit zu
gehen und zu stehen. Hier kann der Kranke im Liegen
mit seinen Beinen jede Bewegung ausführen; nur gehen und
stehen kann er nicht. Am häufigsten ist neben der Astasie
die hysterische Stimmbandlähmung. Die Kranken
können plötzlich nur noch flüstern oder sind völlig stumm.
Daneben sind natürlich alle anderen überhaupt ,,denkbaren"
Lähmungen möglich. Sämmtlich treten sie zumeist ganz
plötzlich ein, uta ebenso plötzlich wieder zu verschwinden.
Die Astatisch-Abatische erhebt sich unvermuthet uud geht
völlig normal. Wer erinnert sich dabei nicht des Wunders,
das nach der Erzählung der Bibel Jesus an einem Gicht-


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