Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 56
(PDF, 181 MB)
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56 Psychische Studien* XXX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1903.)

e) Körperverletzung durch Suggestion. Der
Suggestor Weltmann, der sich vor einiger Zeit in München
und in verschiedenen bayerischen Provinzstädten produzirte,
stand kürzlich wegen fahrlässiger Körperverletzung vor der
Strafkammer in Insterburg. Weltmann gab dort eine
Vorstellung, bei der der Primaner Lau neben anderen
Personen stark in Anspruch genommen war. Nachdem die
Experimente beendet waren, wurde es Lau sehr heiss, er
riss den Kragen ab und rief nach frischer Luft. Während
die anderen Versuchsobjekte an ihrer Gesundheit nicht
Schaden litten, haben die Experimente auf den Gesundheitszustand
des Lau einen überaus nachtheiligen und folgenschweren
Eindruck gemacht. Er wurde tobsüchtig und
musste einer Anstalt in Königsberg zugeführt werden. Nach
vier Monaten konnte er zwar wieder entlassen werden, doch
ist er geistig noch nicht so weit hergestellt, dass er einen
Beruf wählen oder sich zweckmässig beschäftigen könnte.
Nach dem Gutachten zweier Sachverständiger kann indessen
ein wirklich gesunder Mensch durch die in Rede stehenden
Experimente nicht alterirt werden. Lau hatte aber bereits
früher Anlagen zu Geistesstörungen gezeigt und war schon
vorher sehr erregt, vielleicht auch überarbeitet; doch musste
zugegeben werden, dass die Experimente die bereits vorhandene
Erregung so gesteigert haben, dass sie zu einer
dauernden Geisteskrankheit sich gestaltete. Trotz der unheilvollen
Folgen dieses Experiments wurde Suggestor Weltmann
freigesprochen, da ihm von kompetenten Behörden
die Erlaubniss hierzu ertheilt worden war. — Immerhin
mag dieser von den „Augsb. N. Nachr." (Nr. 172 vom
7. Dezember) berichtete Fall zur Warnung dienen. Der
Königsberger „Hartung'schen Zeitung" entnehmen wir noch,
dass Julius Winkelmann, genannt „ Welimannu, aus Berlin am
9. Oktober 1901 im Gesellschaftshause zu Insterburg dem
Primaner Leo Lau (Sohn eines pensionirten Vollziehungsbeamten
) u. a. suggerirt hatte, sich in einem Friseurgeschäft
als Dr. med. rasiren zu lassen, sodann in Gemeinschaft
mit dem stud. Jacobsohn den Zuschauern Gegenstände aus
der Tasche zu stehlen, sich auf das Kommando „Polizei
kommt" niederzulegen und bei den Worten „ Polizei fort"
wieder aufzustehen. Ferner pumpte Lau zusammen mit
Jacobsohn und dem Primaner Guitzeit als „Feuerwehrmann"
an Stühlen und musste als „Amme" letzteren als ».kleines
Kinda auf den Schoss nehmen. Hierauf folgte ein Zahlenexperiment
, während dessen der Suggestor dem Lau an den
Nacken griff, wo die Nervenstränge liegen. Endlich sollte
Lau ein 1Glas Wasser, das er in der Hand hielt, unter der


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