Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 61
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Litteraturberieht.

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Ausbildung von individualisirtem Selbstbewusstsein. Im Mineral
wird sich das Wesen, das ifcwf'sche Ding »an sich* noch kaum
bewusst, schon mehr im Trieb der Pflanze, noch mehr im Instinkt
des Thieres und sodann mit rasch zunehmender Bewusstseinsklarheit
allmählich im Menschen. Von jeher fanden sich schon unter den
lebenden Menschen immer Einzelne höher entwickelte, bezw.
göttlich vollendete Idealgestalten oder „ Gottmenschen*, die über die
Masse der geistig noch rückständigen hinaus ebensoweit fortgeschritten
waren, wie wir über das dumpfe und engbegrenzte Selbstbewusstsein
der „ Wilden * und diese über die höchst organisirten
Thierformen, etwa die anthropoiden Affen. Auch gegenwärtig leben
wohl Hunderte solcher relativ Vollendeter unerkannt als Menschen
unter uns und wirken als „unsichtbare Helfer", ohne dass wir
davon mehr Verständniss oder Ahnung haben, als etwa die Biene
von dem Bienenzüchter, der sie hegt und pflegt. Für solche That-
sachen „ unerwarteter Hilfe * sprechen die Erfahrungen wahrhaft
religiöser Menschen aller Zeiten; denn dass intelligente Wirkungen
auch intelligente Ursachen haben müssen, wird kein tiefer nachdenkender
Mensch leugnen. Mit dem Tode hört aber das individuelle
Leben keineswegs auf, sondern es setzt sich nach kürzeren oder
längeren Zwischenräumen in weiteren Erdenleben fort, wobei die
einzelnen Individualitäten sich von einander nur durch die Abweichungen
ihrer spezifischen inneren Bewegungsrhythmen
unterscheiden, die in ihren lebenden Keimplasmen deren Eigenart
bestimmen und die Kontinuität dieser Eigenart — trotz des
»Stoffwechsels — im Keimplasma herstellen. Diese Ehythmen sind
aber (wie die Keimplasmen) nicht an ihre Darstellung in nur einer
Persönlichkeit gebunden; vielmehr setzt bei jeder Zeugung eine
Individualität sich in neuer Persönlichkeit tort. Eine
Persönlichkeit ist also die einmalige Ausgestaltung der Individualität
als ein Individuum. Die Individualität selbst aber ist
der in ihr ausgestaltete Bewegungsrhythmus. Die verschiedenen
G^burtsanlagen stellen nur verschiedene Entwickeluiigsstufen
der Individualität dar und ihre verschiedenen Lebensschicksaie sind
die selbst erworbenen Bedingungen für ihre eigene
Fortentwickelung, die für jeden Einzelnen stets relativ die besten
sind. Wären die Anlagen und Schicksale nicht ihr eigenes Ent-
wickelungsprodukt, so könnten die Menschen doch keine Verantwortlichkeit
für die daraus folgenden Handlungen fühlen
und alle Strafrechtspflege wäre dann nicht Gerechtigkeit, sondern
nur Rache, Nothwehr und Abschreckung. Das vom Körper unabhängige
Wesen des Menschen kann nicht das Ergebniss seines
Körpers sein; umgekehrt ist wahrscheinlich der Körper das Ergebniss
seines Wesens. Die Hauptaufgabe der „Theos. Gesellschaft*
ist eben die, ihren Mitgliedern die Mo giiehkeit einer Entwicke-
lung jedes Einzelnen bis zum vollendeten Gottmenschen zum B e -
wusstsein zu bringen, wobei die in dieser Richtung schon Vorangeschrittenen
den anderen die Wege zur Erreichung dieses
erhabenen Zieles zu zeigen und ihnen die Mittel dazu möglichst
klar zu machen suchen. Solcher Gedankenaustausch und Geistesverkehr
der Mitglieder nützt ihnen im Verhältniss des Ernstes,
den sie in selbständigem Forschen und Arbeiten darauf verwenden.
Der den Segen des Meisters ersehnende Geistes-Schüler muss sich
erheben über allen persönlichen Streit und selbstsüchtigen Hader
in den Bereich des selbstlosen Gottesfriedens und zu der geläuterten
Erkenntniss des gottähnlichen Zukunftsmenschen, weicher Wahrheit
und Weisheit, Geistigkeit und Reinheit, Liebe und Frieden als seine


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