Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 70
(PDF, 181 MB)
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70 Psychische Stadien. XXX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1903.)

tion" *) Ihm ist diese Revolution ein Wunder; ein Wunder
ist es ihm, dass dieses vergiftete Volk, aus dem
Bewusstsein seines Elends, aus der Fäulniss seines Skeptizismus
heraus, sieh so erheben und den Idealglauben
an ein Reich der Brüderlichkeit überhaupt noch fassen
konnte. Freilich stand der Kannibalismus auch als nackte
Realität da. Aber „von solchem Stoffe sind wir Alle
gemacht; auf solchen Pulverminen voi. bodenloser Schuld
.wandelt auch der Reinste von uns, wenn Gott ihn nicht
einschränkt". Die Revolution hatte Alles verbrannt, nur
das Unverbrennliche nicht. Trotz der furchtbaren Menschenopfer
hatte diese Revolution weniger Menschenleben
gefordert, als jede beliebige, einzelne grössere Feldschlacht
. Sie sah bloss so furchtbar aus, weil Alles so
furchtbar schrie und tobte; aber nicht die schreienden
Zeiten sind die schlimmsten, denn sie gehen rasch vorüber.
Die sturapfinnig-schweigenden sind die schlimmsten. Unter
dem „ancien regime" schwieg das Volk, in der Schreckenszeit
schrie es, und doch litt die Masse des Volkes in dieser nicht
so, wie unter jenem. „Darum sollen alle Menschen die
Tiefe und Höhe erkennen, die ihnen offenbart ist, und mit
Furcht und Bewunderung die Lehre wahrnehmen. AVenn
die Götter dieser Welt gleich den Göttern Epikur's müssig
auf ihrem Throne sitzen, unbekümmert um das Chaos von
Unwissenheit und Kummer zu ihren Füssen, dann wird dies
dunkle Chaos sich erheben. Es hat sich schon erhoben
und aus den Häuten seiner Götter Hosen für sich geschnitten
. Und doch — die Bastille zerstört, die Alliirten
geschlagen, mit dem Himmel und der Hölle gerungen — damit
eine Cabarrus**) auf goldenen Sandalen tanzt, während
das Volk fortfährt, von Heringen und Wasser zu leben! —

*) „The frencb revolution*. 3 Bde. Deutsch von Fedder$en%
Leipzig 1844.

**) Therese, Tochter des 1752 zu Bayonne geb. und 1810 als
Finanzminister des Königs Joseph gestorbenen Grafen Francis
Cabarrus, geb. 31. Juli 1775 zu Saragossa, begleitete ihren Gemahl,
den Parlamentsrat de Fontenay, nach Paris, wo sie sich für die Ideen
der Revolution begeisterte, von ihrem Gatten scheiden Hess und Beschützerin
litterarischer, sowie künstlerischer Vereine wurde. Vor
der Schreckensherrschaft floh sie nach Bordeaux, wo .sie durch TaUien
verhaftet wurde, diesen aber von seinen extremen Ansichten „bekehrte
*, weshalb beide nach Paris geladen und auf Mobespierre's Bebreiben
zum Tode verurtheilt wurden, was zum Sturz des Letzteren
am 8. Thermidor beitrug. Hierauf mit TaUien vermählt, wurde sie
mit Napoleon bekannt, den ihr Gemahl nach Italien und Aegypten
begleitete; später Hess sie sich auch von ihm scheiden, befreundete
sich mit Mme. de Stael und heirathete den Prinzen de (Imnay, auf
dessen Schloss sie am 15. Jan. 1815 starb. - Eed.


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