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Bormann: Der Prozess Lyon-Home.
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der deshalb Mrs. Lyon besuchte. Diesem missfiel sie nicht
und wollte ihm als tüchtige Geschäftsfrau erscheinen, doch
wiederholte er ihr nochmals Homers Bitte, dass sie nicht zu
schnell sein, und sich alles wohl überlegen möge. Nach
den Eindrücken, die Mr. Hall von Mrs. Lyon empfangen,
wurde Home dem Plane derselben geneigter. Er bat nichts
desto weniger die Wittwe um Aufschub, als er darauf zusammen
mit Mr. Hall sie besuchte. Sie wollte davon nichts
wissen und drang auf die sofortige Adoption, bei der sie
ihm gleich 24 000 Pfund aussetzte. Mr. Hall mahnte wieder
zum Bedacht, doch machte Mrs. Lyon noch am selben Tage
ihre Schenkung.
Die Adoption wurde im November 1866 vollzogen
und Home nahm, da er seinen eigenen Namen aufzugeben
sich weigerte, den Namen Home-Lyon an. Mrs. Lyon
hatte es von Anfang geliebt, Geldgeschenke in immer
höheren Beträgen, einen nach dem andern, dem erstaunten
Home zuzutragen. Sie begann mit 30 Pfund, die er nicht
annahm und als Beitrag für das Athenäum einzeichnete, und
steigerte ihre Gaben bis 60000 Pfund! Ausser den bei
der Adoption verliehenen 24000 Pfund spendete sie bei der
Annahme des Namens Home Lyon noch 6000 Pfund und
bald darauf, was immer urkundlich durch Wilkinson als
Notar festgestellt wurde, wiederum 30000 Pfund. Das that
sie, nachdem Wilkinson als Hornel langjähriger Freund
in dessen Sinne sie gebeten hatte, einen anderen Rechtsbeistand
zu nehmen, unter entschiedener Zurückweisung
dieses Bedenkens, um ihre grenzenlos vertrauende Mutterliebe
auszudrücken. Und Home dachte bei dem ersten dieser
Geldgeschenke sofort an andre. Einer alten Muhme in
Amerika, der Pflegerin seiner Kindheit, kaufte er, obwohl
sie hernach garnicht liebreich an ihm gehandelt und als
Zauberer ihn aus dem Hause gewiesen hatte, einen behaglichen
Ruhesitz für ihre alten Tage. Endlich aber setzte
dann die neue Adoptivmutter, kaum einen Monat nach der
Adoption, zu Home's grösstem Erstaunen den Sohn zum
Erben ihres gesammten Vermögens ein. Dr. Hawskley und
Mr. Rudall als Testamentszeugen bekundeten eidlich hernach
vor Gericht, wie Wilkinson9 der schon zuvor die Wittwe so
oft vor Uebereilung gewarnt hatte, ihr nun nochmals in
ihrer Gegenwart das Bedenkliche ihres Schrittes vorhielt.
Sie bestand auf ihrem Willen. Nicht bloss aber hatten
Hall und Wilkinson Mrs. Lyon vor Uebereilungen gewarnt;
Home selbst hatte sich heftig gegen ihre Geschenke gesträubt
und trug sie ihr sogar ins Haus zurück; doch die anscheinend
so unbefangene Herzlichkeit und Mutterliebe, die
PsyeHsehe Studien. Februar VM>. (5
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