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Kniepf: Zum Problem der Wtinsehelruthe. 83
Mückenberger in Berlin)*) entnimmt, legt Herr v. Bülow
seine Theorie der Wünschelruthe dar. Der Brief enthält
viel Wundersames; dass er sieh in einer wissenschaftlichen
Zeitschrift von der Bedeutung des Prometheus" findet,
giebt ihm Bedeutung und überdies ist er auch sonst interessant
. Herr v. Bülow schreibt: „Von dem Herrn Landrath
des Kreises Apenrade wurde ich vor einigen Monaten in
das Geheimniss des Wasserfindens, d. h. des Quellwasser-
findens mit der sogenannten Wünschelruthe, einer frischen
Zweiggabel, eingeweiht. Auch bei mir reagirte die Zweiggabel
, mochte sie von Linden, Weiden, Buchen, Haselnuss-
sträuchern, Ahorn. Paulbaum u. s. w. stammen, auf die
unterirdischen fliessenden VV asseradern in der Weise, dass
sie direkt über denselben gegen meinen Willen mit unwiderstehlicher
Gewalt nach oben, bei starken Quellen bis
zum Radschlagen, durchgebogen wurde. Trockene Zweiggabeln
und solche aus spiödem Holz, wie z. B. von Erlen,
brechen über starken Quellläufen einfach ab. Merkwürdig
ist es, dass die Zweiggab^l sich bei manchen Menschen mit
derselben Gewalt nach unten biegt. Die vorbezeichnete
Wirkung tritt bei mir nicht nur ein, wenn ich zu Fuss bin,
sondern auch auf der Wagenfahrt und sogar im D-Zuge,
sobald ich eine Wasserader rechtwinklig kreuze oder auf
derselben entlang fahre oder gehe. Zunächst benutze ich
diese Gabe dazu, unterirdische Wasseradern dort aufzusuchen
, wo es an Trinkwasser fehlte. Nach meinen Angaben
ist so bis jetzt an zehn Stellen gebohrt und überall,
an einer Stelle aber erst bei über hundert Fuss Tiefe, das
Quellwasser gefunden worden. Bei der Station Sörup Hess
die Kiel - Eckernförde - Flensburger Eisenbahngesellschaft
nach Wasser bohren, fand aber nichts, trotzdem das Bohrloch
schon ziemlich tief stand. Meine Gabel zeigte dort
auch kein Wasser an. Nach meiner Angabe ist dann an
*) „Die geheimnissvolle Fähigkeit des Auffindens unterirdischer
Wasserläufe mit Hilfe der Wünschelruthe ist von so vielen Personen
zum allgemeinen Besten bethätigt worden, dass an ihrem Vorkommen
nicht zu zweifeln ist, wenngleich es uns bis jetzt an jeglicher Erklärung
für dieselbe fehlt. Einer Untersuchung hat sich dieser
Gegenstand bis jetzt entzogen, weil die mit der Gabe des Wasserfindens
Ausgestatteten meist jegliche Auskunft über ihre Beobachtungen
verweigern. Wir benutzen daher gerne die Gelegenheit, die
freiwilligen Mittheilungen eines Adepten der erwähnten geheimnissvollen
Kunst zu veröffentlichen, zumal da derselbe im Stande ist,
die beim Wasserfinden beobachteten Erscheinungen mit anderen in
der Natur auftretenden Vorgängen in Verbindung zu bringen und
so vielleicht die erste Andeutung des Weges zu geben, auf welchem
vielleicht einmal die Erklärung auch dieser räthselhaften Vorgänge
gelingen wird.* Die Redaction des Prometheus.
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