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Kniepf: Zum Problem der Wünscheiruthe. 87
wieder einmal nur durch die so arg missachteten Entdeckungen
Carl v. ReichenbacWn ihre Erklärung finden. Wenn
Herr v. B. Gummischuhe anzieht, so findet keine Leitung
statt, Gummi ist ein schlechter Leiter.
Wie ferner der Blitz elektrisch und also auch odisch
positive Leiter aufsucht, wozu die Metalle gehören, so findet
er auch den Weg zu den unterirdischen Wasserläufen im
Wege der Leitung durch über solchen stehende Bäume.
Aehnlich sagt die Fama, dass die Wünschelruthe in den
Händen von Sensitiven auf vergrabene Schätze, also auf
solche in Metallgeld, reagirt; vornehmlich diente sie
aber auch zum Auffinden von Erzgängen.
Die Bemerkungen liefern eine weitere Ergänzung zu
meinem Artikel über „Physik und Okkultismus" im Januar-
Heft d. Bl.
Nun lese ich neuerdings noch in den „Hamb. Nachr."
vom 4. Januar c. in einem Briefe, den der Geh. Oberbergrath
Prof. Dr. Lepsius-Darmstadt an die „Frankf. Ztg." in
dieser Angelegenheit schrieb. Er meint, um es kurz wiederzugeben
, die Queilensucher mit ihrer Wünschelruthe seien
nur versteckte Geologen, die ihre Wünschelruthe als
Hokuspokus benützten, nur um dem allzu vielen Gefrage
von Laien zu entgehen! Er schreibt z. B.: „Jeder nämlich
, der mit Wasserbeschaffung für Private, Gemeinden
oder Staatsbehörden zu thun hat, weiss, dass es für den
„Quellenfinder*1 sehr unbequem ist. allen Laienfragen ausgesetzt
zu sein. Ich habe auch in meiner Quellenpraxis
wiederholt die Spuren des verstorbenen (!) s. Zt. bekannten
Quellenfinders Grafen Wrschotvetz angetroffen; dabei hörte
ich aber von den Eingeweihten stets, dass der Graf immer
zuerst einen oder mehrere Tage lang geologische Studien
in der Umgebung des Ortes in sorgfältigster Weise gemacht
habe, falls er nicht die Gegend schon aus früherer Praxis
kannte. Erst dann hat er seine elektrische Batterie an's
Bein gebunden und hat seine elektrischen Ketten um die
Arme geschlungen; im Schweisse seines Angesichts
und mit zur Schau getragener Nervenanstrengung
hat er endlich vor dem Publikum sein
Orakel ertheilt. Dass der Graf dabei ein r
beabsichtigten Autosuggestion verfallen sei,
will ich nicht leugnen. Ich komme also zu dem
Schlüsse, dass für den Wassersucher gegenüber dem Laien-
Publikum ebenso, wie für den Erzsucher, (dem in dieser
Sache die Priorität zukommt) die Wünschelruthe ein
sehr bequemes Instrument ist; aber beide müssen gut
geologisch vorgebildet sein, sonst nützt ihnen ihre
Wünschelruthe nichts," —
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