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88 Psychische Stadien. XXX. Jahrg. % Heft (Februar 1908.)
Das ist die wunderliche, aber ihrer ganzen Tendenz
nach durchaus nicht verwunderliche Erklärung eines modernen
Geologen für eine bisher „okkulte'* Erscheinung.
Sie wird — bona fide freilich — als Schwindel hingestellt
! Damit ist aber Geheimrath Prot Dr.
Lepsius gründlich auf dem Holzwege, und schon
Herr v. Bülotv - Bothkamp dürfte vermutlich dagegen pro-
testiren, dass ihm geologische Kenntnisse bei seiner „Spiegelfechterei
" mit der Wünschelruthe als Leitstern gedient
hätten. Das wäre aber garnicht einmal nöthig, denn ein
Leser der „Täglichen Rundschau" in Braila berichtete
kürzlich ebenfalls über den sensitiven „Wassergrafen"
Wrschowetz aus eigener Bekanntschaft mit dessen Experimenten
, dass sie stets gelangen, und bemerkt, „eine noch so
vielseitige Erfahrung im Erkennen von Quellen aus überirdischen
Anzeichen hätte nicht zu einem so erfolgreichen
Festlegen des Punktes, an dem später Wasser erbohrt
wurde, führen können.'1*
Die Redaktion der „Tägl. Rdseh." knüpfte ferner daran
die folgenden Bemerkungen: „Die Wahrnehmung des
Grafen W.y dass er über mineralischen Quellen einen
salzigen Geschmack im Munde verspürte, bestärkt bei uns
die Ansicht, dass bei diesem Quellensucher Selbsttäuschung
die stärkste Rolle spielt. (Nein, es ist vielmehr geradezu
ein Beweis dafür, dass hier lediglich odische Sensitiv
! tat der die Wirkung vermittelnde, die elektrischen
Apparate des Grafen, die er anstatt der Wünschelruthe
nämlich benutzte, beeinflussende Faktor war! — Kniepf.)
Diese Wirkung, fährt der Referent der „T. R." fort,
etwaiger elektrischer Ströme wäre nicht recht zu verstehen,
wie es auch bei der Schilderung des Landraths von Bülotv
räthselhaft bleibt (was auch nicht der Fall ist! —
Kniepf), dass „elektrische" Ströme bis in den D-Zug hinein
sich auf die Wünscheiruthe bemerkbar machen sollen,
obwohl doch die Schienen und die vielen Eisentheile des
Wagens für die Wahrnehmung derartiger Ströme über
einer angezeigten Bodenstelle gewiss recht hinderlich sind.
Wie überdies elektrische Ströme, wenn sie überhaupt vorhanden
sind, in der bezeichneten Weise auf ein Stück
Holz wie auf eine Magnetnadel einwirken sollen, ist auch
noch eine Frage, die Herr von Bülotv zunächst einmal zu
beantworten versuchen sollte. Der Glaube an die geheimnissvollen
Kräfte der Wünschelruthe herrscht übrigens,
wie uns ein Burenkämpfer schreibt, auch in Südafrika. Die
Buren wandten im Felde, sobald sie unter Wassermangel
zu leiden hatten, mit Erfolg %die Wünscheiruthe in Gestalt
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