Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 90
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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90 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 2. Heft (Februar 1903.)

sie uns Gelegenheit, die Suggestibilität als das Wesen der
Hysterie zu erkennen. Gleichen sie doch, genauer betrachtet,
völlig einer Hypnose, in der der Kranke willenlos der
Fremdsuggestion preisgegeben ist. Wir fassen sie in allen
ihren Abstufungen als hysterische Anfälle zusammen.
Ihr Auftreten kennzeichnet zugleich die schwerste Form der
hysterischen Erkiankung, während die Stigmata gewisser-
massen das klassische Bild der Hysterie, den Durchschnittstypus
charakterisiren, das hysterische Temperament endlich
den ohne scharfe Grenze ins Gesunde übergehenden leichtesten
Fällen hysterischer Veranlagung entspricht.

Die tonischen oder klonischen Krämpfe, die den
hysterischen Anfall bilden, können sich auf einzelne Muskel-
Gruppen beschränken. Am häufigsten werden dann das
Zwerchfell, ferner Kehlkopf- und Schlundmuskulatur befallen.
Der Zwerchfell krampf tritt als hysterisches Schlucken —
Singultus hystericus — auf; krampfhafte Kontraktionen der
Speiseröhre,und der Schlundmuskeln liegen der eigentümlichen
Parästhesie des „Globus41, einer vom Magen zum Halse
emporsteigenden Kugel, zu Grunde. Diesen isolirten Krämpfen
stehen die von der Schule Charcofs zuerst in klassischer Weise
geschilderten Konvulsionen gegenüber, die den ganzen Körper
heimsuchen ur.d das Bild der ,,grande hysterie** darstellen.

Rein motorisch betrachtet, unterscheiden sie sich von
den epileptischen Anfällen durch ihren mehr allmählichen,
nicht so abrupten Beginn und die sinnlose Gewalt ihrer
Bewegungen. Während die Glieder des Fallsüchtigen mehr
in stossweisen Zuckungen sich kontrahiren, schlägt der
Hysterische mit i^rinen und Beinen um sich, wälzt sich hin
und her, rollt die Augen, die Athemmuskeln betheiligen sich
und können die Zahl der Einathmungen - die normaler
Weise bekanntlich 18 in der Minute beträgt — bis auf 100,
auf 200 steigern; Schlucken, Schluchzen, Rülpsen gesellen
sich hinzu; berühmt geworden ist auch der „arc de cercle",
die Kreisbogenstellung, bei der die Kranken nur mit Ferse
und Hinterkopf auf der Unterlage ruhen, während der ganze
Leib sich halbkreisartig hochwölbt. Am meisten ähnelt noch
der Anfang der Konvulsionen dem der epileptischen. In
jener eben geschilderten Periode dei grossen Bewegungen
und Verdrehungen, dem Zustande des Clownismus, wie
man es wohl auch nennt, ist eine Verwechselung mit der
Fallsucht kaum noch denkbar. Und selbst bei grosser
A ehnlichkeit, die ja bei der Vielgestaltigkeit der Hysterie
immerhin einmal eintreten kann, muss der verschiedene
Bewusstseinszustand beide Affektionen ohne weiteres von
einander unterscheiden lassen,


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