Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 91
(PDF, 181 MB)
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Hellpach: Hysterie und Nervosität.

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Der Fallsüchtige ist vom Augenblick der ersten Konvulsion
an völlig bewusstlos. Durch wenige Minuten Dauer
setzt sich diese Bewusstlosigkeit in einen tiefen Schlaf fort.
Der Hysterische kann im Anfang seines Anfalls den Ein-
druck der Ohnmacht erwecken; bald aber stellen sich die
hysterischen Bewusstseinsveränderungen ein.
Die Kranken erleiden lebhafte Sinnestäuschungen, sehen
Erscheinungen, hören Stimmen, befinden sich in einem träum-
haften Zustande, dessen schreckliche oder lustvolle Eigenart
sich in ihrem Mienenspiel äussert. Dabei sprechen, lachen,
singen, johlen, schreien sie, immer mit Bezugnahme auf das
vermeintlich von ihnen Durchlebte; es sind dies Bewusstseins-
lagen, die wir früher bereits als Delirien kennen gelernt
haben. Die hysterischen Deliranten sind ungeheuer suggestibel.
Man kann ihnen neue Sinnestäuschungen, ganze Erlebnisse
suggeriren, sie glauben machen, dass sie Kinder, Thiere,
anderen Geschlechts seien. Alles das erleben sie unter den
stärksten Affektäusserungen. Auch die früher beschriebenen
Stigmata gelingt es durch einfache Erwähnung hervorzurufen.
Diese Suggestibilität setzt sich dann im dritten Stadium
des hysterischen Anfalls als Katalepsie fort, bei der die
Glieder jede ihnen ertheilte Stellung behalten, bis eine
gegentheilige Suggestion gegeben wird.

Der hysterische Anfall lässt sich, wie aus alledem schon
folgt, durch Suggestion hervorrufen. Am stärksten erweisen
sich die Berührungen gewisser Körperstellen wirksam, die
man deshalb als hysterogeneZonen unterschieden hat.
Die wichtigste unter ihnen ist die Gegend, die den Sitz
der övarie bildet, Durch Druck darauf gelingt es, einen
Anfall auszulösen, ebenso aber ihn wieder abzuschliessen.
Auch die hysterogenen Zonen sind"*also nur ein Ausdruck
der höchstgesteigerten Suggestibilität.

Vor, wie besonders nach den Konvulsionen beobachten
wir häufig hysterische Dämmerzustände. Die Glieder
werden schlaff, ohne Antheil an der Umgebung liegt der
Kranke da, oft mit geschlossenen Augen und einem noch
fortdauernden lebhaften Grimassenspiel. Eine besondere
Abart davon bildet das Nachtwandeln, der Somnambulismus
. Ohne Erkennung ihrer Umgebung spazieren
die Kranken umher, stellen allerlei theils geordnete, theüs
unsinnige und gefährliche Dinge an und sind nur durch
sehr starke Reize zum Bewusstsein zu erwecken. Im übrigen
steht während des Dämmerzustandes der Hysterische unterm
Einflüsse von Sinnestäuschungen und einer oft ausgelassenen
kindischen Erregtheit. Die letztere Form ist es namentlich,
die vielfach einem Anfalle vorausgeht. Bei Wiedereintritt


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