Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 92
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0102
92 Psychische Studien. XXX. Jahig. 2. Heft. (Februar 1908.)

des normalen Seelenzustandes pflegt die Erinnerung an den
Anfall und den Dämmerzustand erloschen zu sein. Dagegen
stellt sie sieh zuweilen während eines späteren Anfalles
wieder ein: eine höchst räthselhafte Erscheinung, die besonders
Pierre Janet ausführlich beschrieben und als
Bewusstseinsverdoppelung bezeichnet hat. Scheint
es doch hier beinahe so, als habe der Hysterische für die
Anfälle ein besonderes psychisches Dasein, das in der
anfallsfreien Zeit ihm selber entschwinde. Offenbar handelt
es sich um Erlebnisse, die eines besonders suggestiblen
Geisteszustandes bedürfen, um in Erinnerung zu treten, wie
ja auch beim gesunden Menschen längst vergessene Kindheitsereignisse
durch einen starken Stimmungsausbruch oft ganz
unerwartet und ungewollt, mit lebhafter Färbung und
plastischer Greifbarkeit, sich wieder vor die Seele stellen.

Wenn wir nach dieser Darstellung der Hysterie, die
sich natürlich auf die häufigsten Erscheinungskomplexe
beschränken musste und immer nur wieder betonen konnte, dass
neben ihnen schlechthin alles Denkbare möglich sei, uns zu
einer Deutung der gesammten hysterischen Veranlagung
wenden, so gedenken wir zuerst einer Hypothese, die früher
mit Vorliebe über das unendlich interessante Leiden aufgestellt
worden ist. Der Name „Hysterie" heisst Gebärmutterkrankheit
, weil man eben lange sich der Täuschung hingab,
die Hysterie sei ein Leiden geschlechtlich überspannter
Weiber. Diese Meinung ist durch die genaue Schilderung
der männlichen Hysterie seitens der Pariser Schule unhaltbar
geworden; und während freilich die Weiber immerhin
2/B aller hysterischen Erwachsenen ausmachen, scheinen an
der kindlichen Hysterie beide Geschlechter in gleichem
Masse betheiligt zu sein. Es wird daher von vielen Nervenärzten
die Hysterie heute ausser jeden unmittelbaren
Zusammenhang mit dem Geschlechtsleben gestellt. Erst
Freud und Breuer haben wieder auf die sexuellen Ursachen
zurückgegriffen. Nach ihnen gründet sich die Hysterie auf
geschlechtliche Jugenderlebnisse, die längst vergessen sind
und doch in Gestalt der hysterischen Erscheinungen tortleben
. Die Basis für diese Annahme finden die beiden
Forscher in den Ergebnissen, die ihnen das Ausfragen
hypnotisirter Hysterischer geliefert hat. Man muss aber
doch ganz energisch dagegen Front machen, dass die
Antworten eines Hypnotishten irgendwie zum Range von
Thatsachen hinaufgeschraubt werden. Wunät hat es in seiner
klassischen Schrift über den Hypnotismus ein für allemal
festgelegt, dass die hypnotische Bewusstseinslage jede psychologische
Verwerthung der in ihr erhaltenen Auskünfte un-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0102