Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 95
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0105
Hellbacb: Hysterie und Nervosität.

95

psychischen Persönlichkeit in der Pubertät sich verlieren.
Dies wird, wie ich schon andeutete, bei Knaben öfter
gelingen, als bei Mädchen. „Alle gute Erziehung ruht auf
dem Kampf gegen die Suggestibilität und dem Streben
nach Ausbildung einer festen Willensrichtung." Daher ist
die häusliche Erziehung der in Anstalten so unendlich überlegen
; daher hat auch eine streng religiöse Erziehung
unserem Volke doch so hervorragende, später völlig freigeistige
Persönlichkeiten schenken können. Auf die Einheitlichkeit
kommt es an; nicht ohne Grund ist weit über die
Hälfte unserer grossen Geister aus Kleinstädten und evangelischen
Pfarrhäusern hervorgegangen, wo die Eindrücke
dauernd, tief und gleichgerichtet sind. Daher wird eine
zielbewusste Erziehung auch das beste Heilmittel der kindlichen
Hysterie bleiben. Vielleicht wird es nöthig sein,
dass der Arzt durch stärkere suggestive Mittel zuweilen
eingreift; aber auch damit sollte sparsam umgegangen werden.

Denn der Hypnotismus ist als Gegengift gegen die
Hysterie ein zweischneidiges Schwert. Wenn ein Erwachsener
hysterisch ist, so heisst das, sein Wollen irrt von einer
Suggestion zur anderen, und ihn hypnotisiren bedeutet nicht
viel mehr, als die Zahl der Suggestionen vermehren. Wir
haben ja keine Vorwärtsentwickeiung, keine Umwandlung
wie beim Kinde mehr vor uns, auf deren heilende Kratt
wir unsere Hoffnungen setzen könnten. Gar oft wird die
Suggestibilität des Kranken durch die Hypnose noch ganz
enorm gesteigert. Die meisten Nervenärzte stehen darum
der hypnotischen Behandlung hysterischer Erwachsener ablehnend
gegenüber. Dass man sich der leichteren Grade
der Suggerirung bedienen wird, um die Stigmata und Anfälle
zu beseitigen, bedarf wohl kaum einer Erwähnung. Vielfach
wird es unerlässlich sein, den Kranken seiner Umgebung
zu entziehen, und ihn in die Ruhe der Anstalt zu verbringen;
denn meist ist es die Weichherzigkeit Angehöriger, welche
eine erfolgreiche Behandlung der Lähmungen und Anfälle
verhindert. Es liegt nicht in unserer Aufgabe, hier noch
weiter alle einzelnen Methoden anzuführen, deren sich die
ärztliche Kunst bedienen kann. Gewiss werden manche
schönen Erfolge die Mühe lohnen; bewusst bleiben aber
sollte sich der Arzt doch immer, dass er das Wesen des
Leidenden auf die Dauer mit allen einzelnen Heilungen
nicht trifft, und dass das einzig wirksame Mittel gegen die
Hysterie immer noch ihre Verhütung im kindlichen Alter ist.

(Schluss folgt.)


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0105