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Deinhard: Magie auf Ceylon.
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verschiedener Art dem Magier zur Verfügung stehen sollen,
wie aus einem unlängst in der Theosoph. Gesellschaft von
Colombo gehaltenen Vortrag über die Dämonologie Ceylons
zu entnehmen ist *) Alle diese Mantras (oder Mantrams,
wie es in diesem Vortrag heisst) dienen den Zwecken der
schwarzen Magie. Es giebt dieser Quelle zufolge darunter
eine Klasse, die Ochatana heisst und den besonderen Zweck
hat, „Dämonen zu vertreiben". Mit dem Ausdruck Dämonen
bezeichnet der betreffende Gewährsmann sowohl die menschlichen
, wie die nichtmenschlichen Bewohner der astralen
Sphäre. Weiterhin heisst es dort:
„Ausser der Erziehung des richtigen Sehwingungs-
Bhythmus für den (oder das) Mantram ist noch besonders
wichtig, dass jede derartige, eine magische Wirkung bezweckende
Ceremonie zu einer ganz bestimmten Zeit vorgenommen
wird, sonst wirkt sie überhaupt nicht. Eine solche
Cer jmonie wird durch das sogenannte Jeewama eingeleitet."
Unter Jeewama versteht man nach diesem Gewährsmann
auf Ceylon jenen unsern naturwissenschaftlichen Begriffen
anscheinend hohnsprechenden Hokuspokus, wie wir
ihn in dem Bericht über die Spukvertreibung (vergl. das
Januarheft der „Psych. Stud.") in seiner ganzen ermüden*
den Umständlichkeit kennen gelernt haben. Was aber alle
diese dabei in Verwendung kommenden Dinge — Blätter
und Blüthen der verschiedensten Gattung, Samen, Münzen
u. s, w. ausgebreitet auf Tüchern besonderer Herkunft, alle
diese Amuiets und Zaubereien — einzeln für einen Sinn
und Zweck haben, darüber giebt auch dieser Vortrag keinen
Aufscbluss. Es bleibt also nur übrig, anzunehmen, dass in
diese Geheimnisse wohl nur der Aspirant eingeweiht wird,
einer, der wie Goethe's Paust der Magie sich wirklich ergeben
will. Dies wird aber der Leser sicher nicht wollen,
wenigstens nicht in dem Sinne, in dem es hier gemeint ist.
Dann bitte ich aber auch nicht zu vergessen, dass der Eingeweihte
, der das Schweigen über diese finsteren Manipulationen
brechen wollte, sich einer furchtbaren Verantwortung
aussetzen würde.
Unser Gewährsmann schliesst seinen Vortrag mit folgenden
Sätzen:
„Ich möchte noch besonders darauf hinweisen, dass das
Leitmotiv, das sich durch alle diese magischen Ceremonien
hindurchzieht, auf das Böse gestimmt ist, und ferner, dass
die Katadiyas (so werden diese Magier auf Ceylon genannt),
welche mit den „Mächten der Finsternisse einen Erfolg er-
*) VergL »The Theonophist* (Madras) Novemberheft 1902, p. 103,
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