Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 110
(PDF, 181 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0120
HO Psyobisohe Studien. XXX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1903.)

Veränderungen in unserer Atmosphäre, die Störungen im
Verhältniss von Land und Wasser, die wieder zunehmenden
vulkanischen Eruptionen, andererseits aber auch die im
menschlichen Leben, in dem so vielfach geirrt wird, hervortretenden
abnormen Erscheinungen und Wirkungen, und
neben den vielen Eisenbahn - Katastrophen , Unfällen zur
See u. dergl. die vielen psychischen und moralischen Epidemien
ansehen; auch die grossen Verbrechen, die an Zahl
und Grässliehkeit zunehmen, können als Vorläufer einer
sich durch Revolutionen aller Art ankündigenden neuen
Aera angesehen werden.

Wir leben gegenwärtig offenbar in einer Zeit, wo Alles
einem Kulminationspunkt zustrebt. Es giebt ebenso
grosse Verbrecher-Genies, als es Erfindungs-Genies giebt.
Man sucht neue Strafgesetze zu erfinden, anstatt die Menschen
durch eine richtige Belehrung zu bessern. Elektro-
exekution (Hinrichtung vermittelst Elektrizität) ist eine
solche neue Entdeckung oder vielmehr Erfindung einer
grausamen Todesstrafe für Verbrecher. Im Namen des
Interesses der Gesetze glaubt man die beste Methode gefunden
zu haben, um die Menschen zu quälen, und nennt
das dann Gerechtigkeit, während es mehr einem Racheakt
gleichkommt.

Andererseits sucht man alle möglichen Beschönigungsgründe
für das existirende Unrecht aufzutreiben, indem man
den Verbrecher als Kranken hinstellt. Beschönigungsgründe
sind aber keine Heilungen. Alle damit begründeten sozialen
Reformen sind aber weiter nichts, als eine Art moralische
Anästhesie (Einschläferungsmittel). Die Wissenschaft der
„materia medica" hat eine grosse Anzahl solcher anästhetischer
Mittel entdeckt, so zwar, dass es zur Praxis geworden
ist, mehr darauf zu sehen, Schmerzen zu lindern,
als die Krankheiten wirklich zu heilen. Man fängt an, die
eigentliche Heilung- den Magnetiseuren, den Heil-Medien
und den durch Gebet Heilenden zu überlassen. In chirurgischer
, bezw. schmerzstillender Beziehung können die Aerzte
etwas leisten, aber sie beweisen dadurch nur, dass sie die
Ursachen des menschlichen Elendes nicht zu heben, sondern
nur zu mildern verstehen.

Die sanitäre Aufmerksamkeit, die man in den grösseren
Städten in Anwendung bringt, ist übrigens immerhin ein
guter Anfang« Auch hat man die richtige Entdeckung gemacht
, dass man den Armen, den Gefallenen, der Arbeiterklasse
und den arbeitslosen Handwerkern von Staatswegen
unter die Arme greifen muss. Das enge Zusammenleben
in ungesunden Räumen ist der Gesundheit sehr schädlich.


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