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Kurze Notizen.
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wir, später dem Wunsche des teuren Verblichenen durch Abdruck
einzelner, besonders interessanter und im Zusammenhang
lesbarer Stellen noch einigermaassen entsprechen zu
können. Zugleich erinnern wir aber unsere werthe Leser-
schaft nochmals an sein schon früher (1. c.) bekannt gegebenes
Angebot, wonach sein medizinisches Hauptwerk:
„Gesundheit und Glück* (370 S.) in der Restauflage durch
Einsendung von 50 Pf. Porto von Herrn 0. Mutze-Leipzig
gratis zu beziehen ist, Mögen recht viele des philosophischen
Trostes und des ärztlichen Beiraths bedürftige Seelen
dort finden, was sie suchen; dann wird das Andenken des
hervorragenden Mannes, der eine schönere Zukunft der
Menschheit nur vom Fortschreiten der Experimentalpsycho-
logie auf spiritualistischer Bahn, aber nach wissenschaftlich
exakter Methode erhoffte, im Segen unter uns bleiben. —
Dr. F. Maier.
V) + Hofrath Prof. Dr. Richard Prhr. von Kr äfft-
Ebing, der berühmte Psychopathologe und Psychiater, Verfasser
des weitverbreiteten Buches „Psychopathia sexualis",
ist am Abend des 22. Dez. v. J. zu Graz in der von ihm
gegründeten und geleiteten Irrenheilanstalt „Maria-Grün"
gestorben. Professor Kr äfft- Ebing, 1840 in Mannheim geboren
, war 1872 Professor der Psychiatrie in Strassburg
und wurde 1875 nach Graz berufen, wo er die Anstalt
„Maria-Grün« errichtete. Seit 1889 Professor der Psychiatrie
an der Wiener Universität, reformirte er die Irrenpflege in
den österreichischen Irrenanstalten und wirkte für eine
gründliche Berücksichtigung psychischer Momente in der
Kriminalistik, wie er den Problemen der modernen Psychologie
stets das lebhafteste Interesse widmete und durch
seine werthvpllen Forschungen und Experimente namentlich
über die hypnotischen Erscheinungen neues Licht verbreitete.
Lieber seine ablehnende Stellung zur Frage des Spiritismus
haben wir uns schon im vorigen Jahrgang (Psych. Stud.
1902 S. 307—309) ausgesprochen.
c) Le roi s'aniuse. Aus Odessa schreibt man der
„Daily Mail", dass der Leibarzt des Zaren, Dr. Hirsch in
medizinischen Kreisen die Berichte über die spiritistischen
Vorkommnisse am Hofe richtiggestellt habe. Mr. Philippe
sei auf besonderen Wunsch der Zarin an den Hof berufen
worden, die durch seine Kunst erfahren wollte, ob das
Kind, das sie damals erwartete, ein Knabe oder ein Mädchen
sein werde. Die Mittheilungen in der deutschen Presse
über den Einfluss, den Mr. Philippe auf den Zaren gewonnen
haben solle, seien unbegründet. Der Zar sei sehr
gutmüthig, und es mache ihm das grösste Vergnügen, wenn
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