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122 Psychische Studien. XXX, Jahrg. 2. Heft. (Februar 1903.)
er dazu beitragen könne, den Hof zu amüsiren. So habe
denn Mr. Philippe seinen Aufenthalt benutzt, um das Zarenpaar
durch spiritistische Sitzungen aufzuheitern. Mitglieder
des Hofes, die an diesen Sitzungen theilnahmen, berichten,
der Zar habe herzlich gelacht. Dagegen hätten verschiedene
der Grossfürstinnen die Sache in der That ernst aufgefasst.
Verschiedene Personen, die dem Zaren nahe ständen, hätten
ihn auf das Gerede aufmerksam gemacht. Der Zar habe
darauf erwidert: „Jedesmal, wenn ein Fremder an einem
Hofe weilt, werden derartige Gerüchte abreitet; es geht
aber keinen Menschen ausser mich selbst etwas an, wenn
mein Hof sich amüsirt." — (5. Beil. zum „Hamb. Fremdenblatt
" Nr. 298 vom 20. Dez. v. J. — Vergl. Januarheft,
kurze Notiz f). — Dagegen beharrt der Gewährsmann der
,,Timesu darauf, dass Mr. Philippe, der eigentlich Philippe
Mzier heisse und in Lyon früher Wunderkuren erzielt habe,
dem Grossfürsten Nikolaus Nikolajewitsch von Dr. Encausse
(Papus), dem Direktor der Pariser Okkultisten- (Herraetisten«)
Akademie, aus Anlass von dessen Besuch in Petersburg
warm empfohlen und von jenem später dem Zaren vorgestellt
worden sei, bei welchem er dann bald solchen Ein-
flu88 erlangt habe, dass z. B. die Einrichtung des Kabinets,
in welchem Alexander IL am 19. Febr. 1861 die Abschaffung
der Leibeigenschaft dekretirte und das seitdem unberührt
geblieben war, auf Wunsch des von Mr. Philippe angeblich
„citirten" Geistes desselben weggeräumt und der Raum zu
einem Schwimmbassin für die gleichfalls von Mzier behandelte
Zarin eingerichtet worden sei. Zu einem sicheren
ürtheil über diese sich widersprechenden Gerüchte zu gelangen
dürfte schwer halten.
(X) Der Stern Napoleons I. Im Feuilleton der in
Wien erscheinenden „Zeit" (No. 49 vom 15. Nov. v. J.)
erzählt Martin Mnder aus den vor etlichen Jahren erschienenen
und jetzt auch von dem eifrigsten Vermittler der Napoleon-
Litteratur, Marschall Oskar v. Bieberstein, in deutscher Sprache
herausgegebenen „Memoiren des Generals Bapp, Adjutanten
Napoleons I." (Leipzig, Verlag von H. Schmidt C. Günther
1902) eine für Okkultisten interessante Episode. Rapp war
durch persönliche Tapferkeit emporgekommen, und vergass
es, während er selbst als Kammerherr („Maitre de la
Garderobe*4) des lächerlichen Ludwig XVIIL in Paris seine
Renten verzehrte, dem auf St. Helena schmachtenden grossen
Kaiser nicht, dass er ihm sein Glück verdankte. Sein linker
Arm, auf den es die feindlichen Kugeln besonders abgesehen
zu haben schienen, war ihm beinahe ein Dutzendmal in verschiedenen
Schlachten zerschmettert worden. Bei Marengo
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