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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 133
II. Cap.) den Orden ganz richtig von einem „Deutschen"
(nämlich Christian Rosenkreuz) 1378 gestiftet werden, der
auf seiner Reise von Arabern u. s. f. in die Geheimwissenschaften
eingeweiht worden war. 1612 aber schrieb der
Rosenkreuzer Thöldens: „Unsere Vorfahren haben sich zu
Zeiten Valerii Diocletiani im Jahre 248 wiederum verein
igt." Dafür sprechen auch verschiedene andere Gründe;
also hat Bulwer ein gewisses Recht, den Orden in's graue
Alterthum hinaufreichen zu lassen. Die Charaktere der beiden
Magier repräsentiren zwei verschiedene Typen: Mejnour ist
der strenge, mitleidslose Hierophant, der abgestorben allen
menschlichen Regungen, blos im Geiste mehr lebt, erforschend
die Kräfte des Seins. Er versinnbildet „die Wissenschaft,
die sich allein um Erkenntniss kümmert, und sich nicht mit
der Erwägung aufhält, wie die Erkenntniss das Glück
fördert." (VII, 14.) Zanoni aber, der oft „der Chaldäer"
heisst, wird vom Enthusiasmus für Grosses, Gutes, Wahres
und Schönes geleitet. Beide haben den grossen Kampf der
Ueberwindung der Wünsche der eigenen Seele ausgekämpft,
um die Stimme der Stille zu hören. Mejnour, der mit den
geräusch- und freudlosen Schritten eines „Traumes" durch
die Welt wandelt, sucht Schüler für den Orden zu werben,
obwohl die Prüfungen des Eintritts so schwere sind, dass
„blutbefleckte Selbstmörder und tobende Wahnsinnige"
schon oft die Resultate seiner Initiirung waren. (IIL, 16.)
Zanonfs Lehren und Leben decken sich nicht ganz, da er der
Liebe und Schönheit zugänglich ist; die Antwort, welche
er (I, 116) dem ihn deswegen interpellirenden Glyndon
giebt, gehört zu den schönsten Stellen des Buches: „Im
Leben und Wandel kann der geringste Fischer dort am
Meere, der an die Mirakel von San Gennaro glaubt, ein
besserer Mensch sein als Luther. Den Gesinnungen
Luther*$ verdankt der Geist des modernen Europa die
edelste Revolution, die er erlebte. Unsere Meinungen
sind der Engeistheil an uns; unsere Thafcen der Erden-
theiR Glyndon wird von Mejnour als Schüler angenommen
und auf dessen Schlosse in die Geheimnisse der Magie eingeweiht
. Es sind erhabene Worte, die da (im 2,, 3. u. 4.
Cap. des III. B.) Mejnour spricht. (Auch vom „Moly" der
Alten und dessen geheimnissvolien Kräften ist die Rede;
damit ist das Halicacabon gemeint, das schon in den Zend-
schriften vorkommt und wahrscheinlich identisch ist mit
Belladonna.) Ebenso oft citirt, als unbestreitbar richtig
sind die Sätze, mit denen der Magier seinem Schüler die
Existenz kosmischer Lebewesen auf den verschiedenen Daseinseben
en erklärt und ihn vor dem Verkehr mit diesen
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