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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc.
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Kerker schmachtende Viola mit ihrem Kinde kann der ehemals
so mächtige Adept Zanoni, der durch seine Liebe zu
der „Tochter des Beinhauses44, zur Sterblichen, aller seiner
magischen Kräfte verlustig gegangen ist, nur durch das
Opfer seiner selbst erretten. Er bringt es; er zwingt sogar
die furchtbare „Hüterin der Schwelle" nieder: „Die Seele,
die liebt, kann alles wagen. Schatten, ich trotze dir und
zwinge dich!4' Er bringt sein Leben für Viola zum Opfer
und besteigt für sie das Sehaffot. Liebe und Glaube sind
mehr werth, als alle Theurgie und Goetik. Durch die
Pforte des Grabes beginnt erst die wahre Initiirung in
Weisheit und Heiligkeit. Die Wissenschaft eines Mejnour
prasselt wie ein Feuerwerk in sich zusammen; diese Weisheit
ohne Liebe! Zanoni aber ist in der Ewigkeit mit
Viola vereint. Störend wirkt es freilich, dass diese Vereinigung
in einem kindischen Engelhimmel a la Chateaubriand
stattfindet, der in nichts von den Vorstellungen der landläufigen
biblischen Mythologie abweicht. {Bulwer's Beurthei-
lung der französischen Revolution aber ist, gelinde gesagt,
sehr drollig und des grossen Gegenstandes vollkommen
unwürdig.)
Wie ein Mahnwort gegen alle praktische Mystik
klingt es, was Adon-Ai spricht zu dem opferbereiten
Chaldäer Zanoni: „Weiser, jetzt, in dem Augenblicke, wo
Du den Tod begreifst, als d a m a ls, wie Dein entfesselter
Geist das hehre Geheimniss des Lebens kennen lernte,
bringen Dir die menschlichen Gefühle und Neigungen, die
Dich eine Weile unfrei machten und deniüthigten, in dieser
letzten Stunde Deiner Sterblichkeit das erhabenste Erbtheil
Deines Geschlechts: — die Ewigkeit, die mit dem Grabe
beginnt."
Fast ebenso interessant als „Zanoni", und vielleicht
noch lehrreicher, ist desselben Autors: „Eine seltsame Geschichte
", welche sich direkt gegen den alles TJebersinnliche
leugnenden Materialismus unserer Tage richtet. Dr. Allen
Fenwickj die Hauptperson des Romans, ist ein waschechter
Materialist, der Geist und Seele nur für das verfeinertste
schaff enden Intelligenzen). Betreffs der Erscheinung Adon-
Ais vor Zanoni ist auf headheater zu verweisen; zuerst sagt er von
der niederen Stufe der Tvamadevas: „Wir können durch bestimmte
magische Beschwörungen ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken, aber
ihr Wille kann durch keinen anderen menschlichen Willen beherrscht
werden, ausser durch den einer gewissen hohen Klasse von
Adepten K Ueber das Erscheinen der Devarajahs sagt derselbe
Autor: „Sie können nach ihrem Belieben irdisch - menschliche Gestalt
annehmen und es werden manche derartige Fälle berichtet/
(VergL Sinnet: vGeheimbuddhismus" IX, 169 ff.)
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