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148 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 3. Heft. (Marz 19U3.)
Sogleich nachdem das Medium in Trance gefallen war,
erfolgten die verschiedenartigsten, wenn auch uns schon
längst hekannten Erscheinungen, wie z. B. das Ertönen
einer Glocke, eines Tamburins, das Klopfen von Motiven
im Pussboden unter unserem Tische u. s. f. Als der Ansturm
der Erscheinungen aufgehört hatte, wurde die Schublade
des Schreibtisches aufgezogen, in welchem sich Stricke
befanden. Sodann erbie ten wir durch Alphabetklopfen die
Mittheilung: „Wir haben sie gefesselt, sehet nach!" Unsere
Frage: „Dürfen wir die Portidre öffnen?" wurde mit ,,ja"
beantwortet. — „Darf man mit Licht hineingehen?" —
„Ja." — Wir begaben uns nun in das Kabinett des Mediums
mit einer Lampe und nahmen die Hände in Augenschein,
welche auf den Knieen lagen und zwar genau auf einander
in kataleptischem Zustande und fest mit einem Stricke
gefesselt. Jeder Finger war einzeln umschnürt und der
Strick so sehr angezogen, dass er tief in die Haut einschnitt.
Nachdem wir uns gewissenhaft die Fesselung betrachtet
hatten, nahmen wir wieder wie bei Beginn der Sitzung
unsere Plätze ein. Sogleich wiederholten sich fast die
nämlichen Erscheinungen, welche wir schon zu Beginn der
Sitzung beobachtet hatten, und ausserdem wurde das Tamburin
durch den oberen Theil der Vorhangsspalte uns entgegengeworfen
. Jn dem Tambuiin befand sich ein kleines
Blättchen Papier, worauf die Worte standen: ,yLina begrüsst
Aksäkoffs* Kurz darauf wurde durch Alphabetklopfen gesagt
: ,%Weckt das Medium!" Auf die Frage des Herrn
v. Gedeonoff: „Soll dann wieder eine Sitzung stattfinden?**
erhielten wir die Antwort: „Ja." Die Hände wurden abermals
wie vorher gebunden vorgefunden. Um nun meine
Frau aus der Fesselung zu befreien, mussten wir mit grosser
Mühe den Strick durchschneiden und zwar bei jedem Finger
besonders. Einige magnetische Striche reichten hin, den
kataleptischen Zustand der Hände verschwinden zu lassen.
Bei näherem Betrachten des zerschnittenen Strickes zeigte
es sich, dass die Enden desselben mit einem besonders
eigenartigen Knoten verknüpft waren, der niemand der
Anwesenden, selbst nicht einmal unseren Professoren bekannt
war.
In dem Zwischenzeitraum von der ersten bis zum A.Ü-
fange der zweiten Sitzung legte Elisabeth die Hand auf das
Schüsselchen und erhielt unter anderem die Mittheilung:
„Herr Gedeonoff' soll seinen Ring von der rechten Hand an
den Ringfinger der linken Hand des Mediums stecken, des
Magnetismus wegen!** Dieser Ring war ein nicht allzu
grosser Siegelring mit einem röthlichen Stein. Die An-
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