Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 158
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0170
158 Psychische Studien, XXX. Jahrg. 3. Heft. (März 1903.)

suchen werden. Dennoch scheint mir ein Symptom, das
nicht immer zwar, aber doch häufig beobachtet wird, den
Beweis zu erbringen, dass auch eine objektiv gesteigerte
Ermüdbarkeit, nicht bloss ein verstäiktes Müdigkeitsgefühl,
bei den Nervösen besteht. Ich meine die Schlafsucht*
In der Mehrzahl der Fälle schlafen die Kranken sehr
schlecht und sehr wenig. Es ist natürlich, dass gerade in
der Stille der Nacht ihre Hypochondrieeu sie unausgesetzt
quälen und aufregen. Aber damit wechseln wiederum
Zustände wahrer Schlafsucht, wo der Nervöse mitten in der
anregendsten Gesellschaft, beim Schreiben, beim Essen einschläft
. Dies ist wohl nur durch die Annahme einer abnormen
Ermüdung zu erklären. Freilich dürfen wir hier
erst von einer experimentellen Erforschung der Nervosität
die entscheidende Antwort erwarten, die uus auch darüber
aufzuklären hätte, welchen Antheil an der Ermüdbarkeit
der Muskel selber, welchen der Nerv nimmt. Von Reizerscheinungen
am Muskel erwähnen wir vor allem das
Zittern, deu bei Nervösen sehr häufigen sogenannten Er-
schöpfungstremor.

Je nach dem Symptomenkomplex, der jeweils im Vordergrunde
des Krankheitsbildes steht, kann die Nervosität
natürlich die mannigfachsten Modifikationen darbieten. Die
schwersten Fälle präsentiren sich etwa in folgender Weise:
die Kranken sind unfähig zu jeder Arbeit, fühlen Schmerzen
in allen Gliedern, namentlich längs der Wirbelsäule, haben
Parästhesieen verschiedenster Art, Kopfdruck, Herzklopfen
und Herzbeklemmung, Heisshunger wechselnd mit Appetitlosigkeit
, ja Speisenabscheu, Flimmern vor den Augen,
Ohrenbrausen, Stuhlverstopfung, Erröthen und Erblassen,
Kälteempfindung und Gänsehaut am Körper, Zittern bei
den Bewegungen, absolute Schlaflosigkeit, höchste Stimmungsgereiztheit
und ünruhe, bis zu heftigen Angstzuständen
sich steigernd. Man ersieht daraus schon, dass der Symptomenkomplex
der Nervosität ähnlich dem der Hysterie em
ganz unerschöpflicher ist: das einzige Gemeinsame wohl, das
die beiden Krankheiteu miteinander verbindet.

Von den Theorieen über die Entstehung der Nervosität
verdient nur die von Möbius hervorgehoben zu werden. Nach
ihm handelt es sich um eine übermässige Ansammlung derjenigen
Stoffe im Körper, die auch die Ursache der Ermüdung
sind. In sehr lehrreicher Weise hat dann Kraepelin
den Vergleich zwischen der Nervosität und der gewöhnlichen
Ermüdung durchgeführt. Doch vermag ich ihm nicht beizupflichten
, wenn er bei der chronischen Erschöpfung den
Stimmungsumschlag als etwas Sekundäres, von dem intellek-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0170