Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 165
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0177
v, Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 1(55

Zwar ist von gewisser Seite behauptet worden, dass
selbst höher entwickelte Menschenschläge, ja grosse Kulturvölker
ohne jegliches religiöses Leben bestehen könnten;
die dabei vorgebrachten Beispiele beruhen jedoch auf argen
Miss Verständnissen, auf Unkenntniss, oder auf voreingenommener
parteiischer Deutung. So ist es eine oft wiederkehrende
Behauptung, die alten Juden seien der Unsterb-
hchkeitslehre baar gewesen; und doch beruht dieselbe lediglich
auf ungenügender Kenntniss der Schriften des alten
Testaments. Gewisse Schulgelehrte abgerechnet — die, wie
auch unsere heutigen Sadducäer, einem abnormen Gedankengang
verfielen — muss somit die Idee einer dereinstigen
Fortsetzung des diesseitigen Lebens der Mehrzahl des Volkes
seit den ältesten Zeiten geläufig gewesen sein, wenn auch
der „Seheolk< ursprünglich als der Ort einer gewissermaassen
unbestimmten, nicht näher vorstellbaren Existenz aufgefasst
worden sein mag. Schon der Ausdruck: „er starb und
.wurde zu seinen Vätern gesammelt", der im alten Testament
öfters wiederkehrt, deutet auf einen Zustand hin, der
mehr als Tod gewesen sein muss; denn sonst könnte doch
wohl von keiner Vereinigung mit „Vätern" die Rede gewesen
sein. Unzweideutig aber spiegelt sich der hebräische Volksglaube
in der Auferstehung Samuel'*, den Saul durch das
Zauberweib von Endor citiren, d. h. „aus der Erde4' aufsteigen
lässt, um sich mit ihm zu berathen {Samuel 1, 28).
Und was schliesslich die Propheten betrifft, so findet sich
bei ihnen die Zuversicht einer Auferstehung ganz deutlich
ausgesprochen. So z. B. Hiob 19, 25, 26; Psalm 16, 10;
49, 15, 16; 90, 3; Sprüche 23, 14; Prediger 12, 7; Jesaias
26, 14; Daniel 12, 2; Hosea 13, 14; und zwar beziehen sich
besagte Stellen nicht etwa auf eine unbestimmte, untergeordnete
Art von Existenz, sondern bedeuten Auferstehung
des Leibes und Erlösung, Aufsteigen des Geistes zum
Schöpfer u. s. w. Dass der altjüdische Prophet Elias lebendig
gen Himmel gefahren sei, war eine bei den Israeliten schon
früh verbreitete Sage. Alles zusammen genommen, kann
man nicht umhin, zu folgern, dass der Gedanke einer persönlichen
Unsterblichkeit keineswegs etwa erst nach dem
babylonischen Exil aufgetaucht sei. Man behauptet, erst
die Leiden dieses Exils wären die Grundlage gewesen,
welche den Glauben au eine bessere Welt erzwuugen hätten
(Büchner); aber selbst zugegeben, dass das Alles wirklich
seine Richtigkeit hätte, so müsste ja immerhin auch diese
Thatsache gerade das beweisen, was widerlegt werden sollte,
nämlich, dass dem Judenthum, aus dem das Christenthum
hervorging, somit die Lehre einer Fortdauer nicht unbe-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0177