Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 166
(PDF, 181 MB)
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166 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 3. Heft. (März 1903.)

kaunt war; denn die Juden aus der Zeit des Exils waren
ja immerhin noch alttestamentliche Juden, und zwar recht
alte, zum 6. Jahrhundert vor Christus gehörige.*)

Ferner ist es ein grober Verstoss gegen die Thatsachen,
wenn z. ß. Büchner behauptet, die Inder (namentlich die
Buddhisten), die Chinesen, die Japaner und Koreaner**)
seien Atheisten und glauben an keine Fortdauer der Seele.
Alle indischen Religionslehren, im Wesentlichen auch der
Buddhismus, kämen — trotz verschiedene! Deutungen im
Einzelnen — doch darauf hinaus, dass e? 1) eine über
allen Göttern stehende Urkraft oder Weltseele giebt und
2) dass sich der Mensch im Laufe verschiedener Wiedergeburten
reinigen müsse, um seine Leibliclikeit mit dieser
Weltseele zu vereinigen. Dieser Zustand der Vereinigung
heisst bei den Buddhisten bekanntlich Nirvana; letzteres
aber für das absolute Nichts zu erklären, ist zum mindesten
willkürlich. Buddha selbst soll seinen Jüngern den eigentlicher
Sinn dieses Worts absichtlich nicht erklärt haben,
um falschen Deutungen vorzubeugen***), (wobei man an
Christi Worte „Ich hätte Euch noch Manches zu sagen,
aber ihr könnt es nicht vertragen" erinnert wird). Dass
aber der lange und so äusserst schwere Läuterungsprozess
durch Askese, wie ihn Buddha fordert, kein anderes Ziel
hätte als die schliessliche Vernichtung, widerspricht der-
maassen jeglichem gesunden Fühlen, Denken und Wollen
von Grund aus, dass man Buddha unmöglich so wenig
Menschenkenntniss zutrauen kann, als hätte er hoffen
können, die Menschen durch eine derartige Aussicht anzulocken
. Viel wahrscheinlicher bleibt daher die entgegengesetzte
Erklärung, welche unter Nirvana Verlöschen")
nicht die Vernichtung der Individualität, sondern das Verlöschen
der Leidenschaften und das Eingehen in die Seligkeit
versteht, das Ruhen in der Gottheit, (Man vergleiche
Jesu herrliche Worte: „In der Welt habt Ihr Angst, aber
seid getrost: ich habe die Welt überwunden.*4) Und in der
That sprechen die buddhistischen Bücher selbst dafür. Vielfache
Texte weisen darauf hin;-}-) ferner können ja, nach
der esoterischen Lehre, noch lebende tugendhafte Buddhisten
schon in den Zustand des Nirvana eingehen. Jeden-

*) Ludwig Büchner, „Das künftige Leben und die moderne Wissenschaft
'1890, S. 110— in; sowie „Kraft und Stoff', 1898, S. 420—421.

**) Die Ungenauigkeit der Bi'whner'scben Citate erstreckt sich sogar
auf geographische Angaben. So heisst z. B. Korea eine „Insel" (Kraft und
Stoff, 19. Aufl., S. 388.)

***) s. Beames, The Imp. Asiatic. Quart Review 1896, July, p 155-56.

f) Ria/. Seydel, Das Evangelium von Jesu, 1S82, h. 188—194-


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