Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 167
(PDF, 181 MB)
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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. j67

falls steht soviel ausser allem Zweifel, dass der spätere
Quietismus das Nirvana als einen Zustand von bewusster
Seligkeit empfahl Und eben diese Thatsache ist hier für
uns noch das Interessanteste, weil damit die ganze Behauptung
Büchners und nach ihm HäckeVs hinfällig wird; denn
jene 30^ der ganzen Menschheit, die sich zum Buddhismus
bekennen, wissen eben nichts von einem Religionssystem,
das „keine persönliche Fortdauer kennt".*)

Was also den Gegnern der Religion zufolge die Grlaubens-
losigkeit eines so grossen Theiles der Menschheit bewirken
sollte, beruht theils auf offenbarem Irrthum, theils auf unbewiesenen
Deutungen. —

Auch die alten Griechen sollen als Beispiel eines Volkes
dienen, welches ohne, oder doch fast ohne Glauben an die
Unsterblichkeit hinlebte, und in diesem Sinne wurden wiederholt
von materialistischen Schriftstellern unserer Zeit die
sich auf Achilles beziehenden Worte des Homer eitirt, „er
wolle lieber auf der Erde als ärmster Tagelöhner das Feld
bestellen, als die sämmtlichen Scharen der Todten (bezw.
„Schatten") beherrschen." Was ist aber die wahrhafte Bedeutung
dieser Worte? Doch wohl die, dass schon der
Grieche der homerischen Zeit zwar fest an ein Weiterleben
nach dem Tode glaubte; nur erschien ihm (ähnlich wie dem
Hebräer in früherer Zeit) dieses so unbestimmt, bezw.
schattenhaft, dass seine Gedanken und Wünsche immerhin
lieber an dem diesseitigen Leben hafteten. Ist denn aber
Solches nicht ganz natürlich und im Grunde nicht auch
heute bei uns noch der Fall? Selbst diejenigen Christen
oder Mohammedaner, welchen nach ihrer Glaubenslehre noch
nie ein Zweifel über ihre künftige Fortdauer aufstieg und
welche in diesem ihrem Glauben einen entschiedenen Trost
gegenüber dem Gedanken an Vernichtung finden, klammern
sich, so lange es geht, an das gegebene Leben an, weil es
ihnen so bekannt und klar vor Augen liegt, und weil sich
der natürliche Instinkt des Lebens, selbst von willensstarken
Naturen, nur schwer besiegen lässt. Ja, ist es nicht eine

*) Charakteristisch für die Konsequenz der ßftchner'bchea Auseinandersetzung
ist auch folgende Stelle aus Bricht!er: „Im Dienste der Wahrheit",
1899, S. 230: Das Seelenprinzip werde von Kapila (einem indischen Philosophen
) in vollem Gegensatz zu heutigen (materialistischen — Verf.) Anschauungen
, als etwas für sich Bestehendes der Natur gegenübergestellt und die
der höchsten Erkenntniss theilhaftig gewordenen Seelen seien den Banden
der Materie, nebst deren Veränderungen bereits entschlüpft. Gleichwohl
wird diese Erlösung (die offenbar als Prototyp des Nirvana zu betrachten
ist) S. 231 als „bewusstJoses" Dasein hingestellt. Die Erklärung, wieso eine
höchste Erkenntniss und eine Bewußtlosigkeit (!) zusammen zu reimen sind,
— überlassen wir den Materialisten.


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