Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 174
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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174 Psychische Studien. XXX. Jahig. 3. Heft. (März 1903.)

Dies bat manche Aehnlichkeit mit dem Gebete; ja
man könnte es selbst als ein freies, geistiges Gebet bezeichnen.
Dennoch unterscheidet es sich theoretisch vom landläufigen
Begriffe des Gebets. Darin erbittet der Betende von dem
Herrn und Meister etwas für sich selbst, während der
Meditirende sich selbst dem Meister hingiebt. Dieser
Unterschied entspricht einigermassen dem des „Christus für
uns4' und des „Christus in uns". Zu den vielen Arten des
Gebets im weitern Sinne aber ist auch die Meditation
zu rechnen. . .

Man wird sich eine bestimmte Tagesstunde wählen, zu
der man in ruhigem, vor Störung sichrem Zimmer sich der
üebung dieser Sammlung der Gedanken widmet.
Für die Uebung an sich ist der Gegenstand, auf den man
die Gedanken fesselt, gleichgültig. Der nachdenkende
Theosoph wird aber nicht die Zeit verschwenden, sondern
wird damit zugleich die Hebung seines Wesens und die
geistige Vertiefung seines innern Lebens fördern. Er wird
die Gedanken von den Dingen alles äussern Lebens abwenden
und wird sie nur auf das Gedankenbild des höchsten
Ideal 8 konzentrieren, das er in eigner Verwirklichung erreichen
will. Er macht so gleichsam sein ßewusstsein zu
einem Hohlspiegel oder einer Sammel-Linse, in
deren Brennpunkt seine Vorstellung von seinem Strebens-
dele steht.

Dadurch verbindet man mit der Gedanken-Sammlung
jene Selbst »Hingabe an das Göttliche, das Streben jenes
göttlichen Idealismus, jener geistigen .Religiosität, die im
höchsten Grade fördernd ist für die Hebung des ße-
wusstseins, wie für den Aufschwung der Seele und des
Geistes. Wenn man sich dabei vergegenwärtigt, dass es
sich bei diesem Ziele nicht um irgend eine Form oder Gestalt
als solche handelt, sondern vielmehr nur um einen
Brennpunkt, in dem sich ein grösseres, allumfassendes
ßewusstsein sammelt, dann hebt sich dabei das eigene
Bewusstsein über sich selber hinaus.

Dann wird diese Aufgabe im theosophischen Sinne
gelöst. . • -

Beiläufig mag hier darauf hingewiesen sein, dass der
Weg eines Theosophen in fast jeder Hinsicht dem des
Spiritisten ganz entgegengesetzt läuft. Der Spiritist
will „Medien44 ausbilden, die von unkontrollirbaren Kiäften
oder „Geistern" „kontrollirt" beherrscht werden; der Theosoph
dagegen will im eignen Selbst die Kräfte und die Geistigkeit
göttlchen Wesens beherrschen lernen. Der Spiritist
will die „Geisterweit" in die materielle Welt hinunter-


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