Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 175
(PDF, 181 MB)
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Hübbe-Schleiden über Selbstbeherrschung und Selbstsucht etc. 175

ziehen; der Theosoph will sich selbst in die Geisteswelt
erheben, und er will sein eignes Selbst in das der Göttlichkeit
aufgehen lassen. — Abgesehen auch von dem so
weit verbreiteten Betrüge und der Selbst-Täuschung, die
mit der „Medium Schaft" verbunden sind: es giebt zweifellos
echte ,,Trance-Medien". Aber selten nur arbeitet sich
ein solches über die Preisgebung seines individuellen Selbstes
hinaus; und selbst dann, wenn ihm dies gelingt, so wird
sein Seherblick fast nie frei und selbstständig, sondern bleibt
abhängig von dem Willen und dem Urtheil seiner „Führer".
Das ist auch ein Glück für solche Menschenwesen; denn
die vollständige, freie Seherschaft kann nur Derjenige ertragen,
der in ernster Selbstzucht vieler Erdenleben volle Selbstständigkeit
und Furchtlosigkeit, Erfahrungs-Kenntnisse und
Urteilsfähigkeit, Gleichmuth und Freiheit sich errungen hat.

Jeder wirkt aber gleichzeitig für das Glück des grossen
Ganzen, indem er sein eigenes erwirkt. Das eigene Glück,
die eigene Vervollkommnung an Weisheit, Kraft und Liebe
wächst in j^dem Menschen in demselben Maasse, wie er für
ein immer grösseres Ganze wirkt, ein immer grösseres
Ganze mit seinem ßewusstsein als sein eigenes Selbst
umspannt. Das Streben nach Glückseligkeit und nach
Vollendung ist in diesem Sinne nicht nur jedes Einzelnen
eigenstes Interesse, sondern es ist gleichfalls das Naturgesetz
im Dienste des ewigen Selbstes.

Die hier hingestellten Sätze sind, wie nochmals zu betonen
ist, nicht etwa feststehende Lehrsätze der Theo-
sopbischen Gesellschaft. Die Theosophie ist nicht die
Einschulung auf irgend welche anzulernende Vorstellungen
. Ihr Wesen ist die eigene Erringung von Er-
kenntniss, die man danach selbständig beurtheilen kann und
die man auch anderen selbständig gebildeten Menschen
gegenüber zu vertreten vermag. Wollte die Theosophische
Gesellschaft starre Formen lehren, nicht aber geistiges
Leben fördern, dann wäre sie wenig wünschenswerth; dann
würde sie nur einen schädigenden Einfluss üben innerhalb
der aufstrebenden Geisteskultur unserer Zeit. . .

Die dogmatische Einseitigkeit fast aller heutigen
Bestrebungen im Kreise der Kultur unserer europäischen
Rasse, insbesondere in religiösen Anschauungen, ist für das
geistige Leben und den Fortschritt der Menschheit ein
grosses Hinderniss; sie richtet oft nach aussen hin mehr
Schaden an als völlige Indifferenz. Das beweisen alle
Religionskriege, so auch der jüngste Feldzug gegen China.
— Auf dem Boden theosophischer Erkenntniss ist
aliein der Friede unter allen wahrhaft religiös gesinnten


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