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176 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 3. Heft. (März 1903.)
Völkern möglich. Denn die theosophische Bewegung giebt
keiner Religions-Forin einen Vorzug. 8ie lässt Jedem Die,
die ihm die beste dünkt, und sie vertieft jede zu innerem
geistigen Leben. Niemand wird dann einen Anderen zu
seiner Religions- Form zu bekehren suchen, sondern wird
nur von dem Andern lernen, was ihm etwa dessen Religion
an Neuem Gutes bietet. Nur auf diesem Boden wird
durch die Bethätigung wiiklicher Religiosität auch wirtschaftlich
, politisch und gesellschaftlich „Friede44 auf
„Erden" werden.
Der Daseinszweck der Welt.
Von Widar.*)
Die moderne Wissenschaft glaubt die Frage verneinen
zu müssen, ob wir fähig sind, in der Welt einen Daseinszweck
zu erkennen. Trotzdem hat sie aber so viel Material
zur Beantwortung dieser Frage geliefert, dass es wobl nicht
gewagt sein dürfte, den Versuch einer Beantwortung zu
machen.
Unser ganzes Sonnensystem, wie auch die uns sichtbare
Sternen weit überhaupt, ist, wie die Wissenschaft
lehrt, aus einem wogenden Glutennebel der Materie entstanden
, aus dem die Gesetzmässigkeit der Bewegungen
alle Sonnen und Planeten ballte und die Harmonie der
Bewegungen alle Stoffe entstehen Hess aus einem Grundstoffe
, bezw. dem Atom.
Auch die Welt der Wesen wurde durch die ewigen
Naturgesetze geschaffen aus einem einheitlichen ßautheil-
chen, dem Pro toplasten, der selbst wieder aus Atomen
besteht.
Wir sehen im ganzen Weltall Einheitlichkeit der
Materie und der waltenden Naturgesetze und sind darum
wohl berechtigt, die ganze Welt in unsere Betrachtung zu
ziehen, wenn wir daran gehen, die Frage nach dem Daseinszweck
zu lösen.
Ueberall ist der Weltenstoff im ewigen Werden begriffen
; unablässig sind die Naturkräfte thätig, aus dem
*) Der unter diesem Pseudonym sehriftstellernde Herr Verfasser
schreibt uns zu obiger Studie u. a.: „Ich beabsichtige die Versöhnung
der Natur Wissenschaften mit dem Okkultismus
durchzuführen, die im Laufe der Kulturentwicklung gewiss
folgen wird und sei es auch über unsern Gräbern. Da ick seit vielen
Janren Naturwissenschaften studiere und es noch thue, so hoffe ich
auf ein Gelingen meines Werkes* u. s. w. -Red.
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