Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 181
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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H. Maier: Ueber die natürliche Grundlage der Ethik. 181

lange vor der mosaischen Zeit ein wohlgeordneter
Rechtsstaat bestand mit Gesetzen, in denen sich
alle die Bestimmungen finden, welche Moses aufstellt. Obenan
steht darin der Schutz der Waisen und Wittwen und
der Schwachen, Wer aber in aller Welt möchte meinen,
dass die Gesetze von Babel göttlichen Ursprunges seien!
So gut wie nun sie menschlichen Ursprunges sind, sind es
auch die mosaischen. Es wird Sache künftiger Forschungen
sein, zu ermitteln, was an dem Mosaischen spezifisch israelitisch
, was allgemein semitisch und babylonischen Ursprungs
ist. Die Widersacher haben sich dagegen gewehrt, dass
babylonische Kultur mit der biblischen in eine Reihe gestellt
worden ist, und werden nicht müde, auf die Scheuss-
lichkeiten hinzuweisen, die sich in der Ueberlieferung von
Babel finden sollten. Dabei haben sie den Babyloniern
Dinge nachgesagt, von denen sich in den Dokumenten keine
Spur findet. Was es mit der Unsittlichkeit der Babylonier
auf sich hat, das lehrt u. a., dass man bisher bei den Ausgrabungen
noch keine obszöne Frauenfigur gefunden hat.
Das alte Testament behaupte noch seine Bedeutung als
Zeugniss eines grossen religionsgeschichtlichen Prozesses.
Mit der Anspielung auf das bekannte Wort des Kaisers
von der Notwendigkeit der Fortbildung der Religion schloss
der Vortrag. Professor Delitzsch wurde dann in die kaiserliche
Loge gerufen, wo sich der Kaiser mit ihm unterhielt.*)

lieber die natürliche Grundlage

der Ethik

hielt am 22. Jan. er. Professor Dr. Heinrich Maier, der seit
vorigem Herbst an der Universität Tübingen wirkt, seine
akademische Antrittsrede. Nachdem er in einem warmen
Nachruf seines Vorgängers auf dem philosophischen Lehrstuhl
, des f Prof. Dr. Edmund v. Pfleiderer gedacht hatte,
sprach er über das Thema: „Der Egoismus als sittliches
Prinzip" und führte dabei aus: Unter sittlichem
Prinzip verstehen wir den Standpunkt, von dem aus wir die

*) Ausführlicheren Berichten zufolge hat Delitzsch selbst nur
darauf hingewiesen, dass gewisse Vorschriften der mosaischen Gesetzgebung
, besonders auch Gebote der Humanität, die im alten
Testament sich finden, bereits in den babylonischen Gesetzessammlungen
zu lesen sind, wie z. B. die Gesetzessammlung des Königs
Hammurahi (der Amraphe1 der Bibel) zeigt, die von Wmkler im „alten
Orient" ins Deutsche übersetzt veröffentlicht ist. Wenn wirklich
der Dekalog sich in Babylon gefunden hätte, so wäre das gewiss
nicht erst durch Delitzsch'» Vortrag bekannt geworden. Inzwischen hat
auch der Kaiser in den „Grenzboten* gegen D. Stell ang genommen.


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