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184 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 3. Heft. (März 1903.)
kern der menschlichen Individualität auf dem durch
die Geheimwissenschaft gewiesenen Wege der Erforschung
der übersinnlichen Natur des Menschen aufgedeckt hat.
Kurze Notizen.
«jDasBlumenmedium. Gegen das Blumenmedium
Anna Rothe ist nunmehr Termin zur Hauptverhandlung zum
23. März d. J. vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts
Berlin anberaumt worden. 'Der Prozess verspricht
mancherlei interessante Enthüllungen zu bringen; setzen
die Anhänger des Spiritismus doch alle Hebel in Bewegung,
um Entlastungsmaterial für die Angeklagte zu beschaffen.
Von der Staatsanwaltschaft sind gegen 90 Zeugen geladen,
denen 30 Entlastungszeugen gegenüberstehen werden. Von
den letzteren haben sich verschiedene freiwillig erboten,
für die Angeklagte einzutreten unter Verzichtleistung auf
Zeugengebühren und Reisevergütung. Zu diesen gehört auch
der 70jährige Präsident Sulzer vom Kassationsgerichtshofe
in Zürich. Als medizinische Sachverständige werden
der Gerichtsphysikus Dr. Puppe und ein Oberarzt von der
Charit^ anwesend sein [also kein mit den spezifisch mediu-
mistischen Phänomenen vertrauter Sachverständiger! — Red.].
Das Interesse des Publikums bekundet sich durch die vielen
Gesuche um Zulassung zum Zuhörerraum; die Karten sind
bereits vergriffen. Voraussichtlich wird die Verhandlung
im kleinen Scbwurgerichtssaale stattfinden und etwa acht
Tage in Anspruch nehmen. (Aus 1. Beil. d. „Berl.
Morgenpost" No. 34. vom 10. Febr. 1Ü03.) — Ein Originalbericht
über die Gerichtsverhandlung ist uns von einem der
ersten Berliner Schriftsteller, der in dieser Sache völlig unparteiisch
und auf spiritistischem Gebiet gründlich orientirt
ist, mit zuvorkommender Liebenswürdigkeit zugesagt worden.
6) Zur Frage der Wünschelruthe schreibt in
der „Tägl. Rundschau" vom 28. Januar Pfarrer C. Matthiesen
in Guderup auf der Insel Alsen: „Auf meinem hei-
mathlichen Hof herrschte in trockener Zeit während meiner
Kindheit immer Wassermangel, dem mein Vater mit bedeutenden
Kosten durch Einleiten der Entwässerungsröhren
in einen Teich am Hause fürs Vieh wenigstens abzuhelfen
suchte, aber ohne befriedigenden Erfolg. Vor reichlich
zwanzig Jahren ging der Hof in andere Hände über. Der
Nachfolger hatte mit demselben Uebelstand zu kämpfen.
Mitte der achtziger Jahre Hess er Brunnenbohrer kommen,
mit denen er eine ganze Woche nach Wasser suchte, aber
vergeblich. Aergerlich -griff er zur Wünschelruthe:
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