Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 201
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 201

Wesen, wie E. Engel so fein bemerkt,*) der Despotismus
der Autorität ist.

Mit allen Waffen des Geistes, des Wissens, des Spottes
wandten sich diese Männer gegen Kirche und Pfaffenthum,
gegen Staat und Souveränität. Der Mensch ist um seiner
selbst willen da, hat in sich selbst sein Recht. „Die Vernunft
hat ihre verlorene Selbstherrlichkeit wieder erobert.
Der Mensch kommt wieder zur Besinnung über sich selbst",
sagt Hettner**). Das ist der Grundgedanke der französischen
Aufklärung, welche die französische Revolution gebar. — Obwohl
nun aber Voltaire und Rousseau die „alleinseligmachende"
Kirche leidenschaftlich bekämpften, Denk- und Glaubensfreiheit
forderten, so waren sie doch absolut keine Materialisten
. Von dem Ideologen Rousseau wird das Niemand
bezweifeln; Voltaire jedoch wird oft für einen frivolen Gottesleugner
und verkappten Materialisten gehalten. Er war
keines von beiden. Er hasste die Pfaffen und ihre pharisäische
Unduldsamkeit, er verfolgte mit wüthendem Spott
alle „geoffenbarte*' Religion mit ihren Dogmen, er schleuderte
der Kirche sein berühmt gewordenes: Ecrasez Finfäme! zu,
aber er war stets Gottesgläubiger, ja im Grunde Spiritualist.
Es ist wahr, für die Bibel hat er bloss Spott; aber er war
stets ein Anhänger des Deismus. In allen seinen Schriften
tritt er für das Dasein Gottes ein. In seiner herrlichen
Abhandlung: „Le philosophe ignorant" (Ges. Werke, Bd. 32,
S. 97) sagt er: „Die strenge Ordnung und Zweckmässigkeit
ist auch zugleich das sicherste Zeichen für das Dasein
Gottes. Nichts erschüttert in mir diese Ueberzeugung. Jedes
Werk bekundet einen Werkmeister. Und zwar ist diese
höchste Weisheit ewig; denn mag ich die Ewigkeit der
Materie leugnen oder sie anerkennen, ich kann nicht das
ewige Dasein ihres höchsten Werkmeisters in Frage ziehen".
Nur vermag uns die Philosophie nichts Näheres über diesen
Gott zu sagen; die einzige Eigenschaft, die Voltaire von
Gott auszusagen wagt, ist die Gerechtigkeit. Besonders
in seinem philosophischen Wörterbuch (Abschnitt ,,Dieu'k)
meint er, für das Gemeinwohl sei ein belohnender und
rächender Gott unerlässlich. Recht deutlich geht diese
Meinung auch aus seinem Gedichte „An den Verfasser des
Buches: De tribus impostoribus" hervor, dessen bekannte

*) Eduard Engel: „Psychologie der französischen Litteratur" V, 89.
**) Und er fährt fort: „Die alten Anschauungen und Ueber-
lieferungen, welche vor ihm nicht Stand halten, werden zertrümmert
wie holde tfötzen". Cfr. H. Hettner: „Literaturgeschichte des achtzehnten
Jahrhunderts' II. Theil: „Geschichte der französischen
Litteratur im achtzehnten Jahrhundert/* ^IV. Auflage; II, 546,


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