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Exaktwissensefaaftlieh konstatirte Beweise echter Mediumschaft. 211
der in keiner Weise von der Beschaffenheit desjenigen des
Mediums war. Wenn dieser Aermel demjenigen des Mediums
geglichen hätte, so Hesse sich hier auf eine vollständige
Doppelgänger-Erscheinung insofern schliessen, als die Hand
zugleich mit dem Aermel zur Materialisation gelangt sei.
Davon kann aber im vorliegenden Falle nicht im geringsten
die Rede sein, Leider ist an jener Stelle die Photographie
nicht ganz deutlich, weshalb die rechte Hand des
Mediums und die Einzelheiten des Kleides nicht genau zu
sehen sind. Doch habe ich gerade betreffs dieses Punktes
eingehende Erkundigungen angestellt, und sämmtliche mit-
betheiligten Personen, die meinerseits darüber befragt
wurden, bezeugten mir, dass das Kleid der Frau v. Pribyt-
koff nach der herrschenden Mode enganliegende Aermel
gehabt habe. Ausserdem fragte ich auch bei Frau v. Pri-
hytkoff selbst an, welche mir eine Zeichnung des Aermels
jener Taille einhändigte. Sie setzte mir auch die näheren
Einzelheiten in einem Schreiben auseinander, in dem sie
dazu noch bemerkte, dass das betreffende Kleid von graubrauner
Farbe und mit schwarzem Sammet garnirt gewesen
sei. Die Aermel waren eng, so dass sie dicht das Handgelenk
umschlossen, und mit schwarzen Sammetaufschlägen,
lowie feinen Pliss6s aus dem Stoffe des Kleides versehen.
Die Erscheinung dieses Aermels ist immerhin ganz besonders
bemerkenswert}!. Wäre dieser Aermel nicht erschienen
, so würde schliesslich doch die Möglichkeit für
die Erklärung vorliegen, dass wir es nämlich hier mit der
.ihotographirten Hand eines der Anwesenden zu thun
lätten, welcher sich zufällig während des Exponirens an
ias Medium herangedrängt hätte, — eine recht läppische
Erklärung, denn die Hand müsste absichtlich wenigstens
einige Sekunden in dieser Haltung dem Objektiv ausgesetzt
gewesen sein; aber gleichviel — man würde auch das sagen,
m nur Etwas zu sagen. Hier behebt der Aermel alle
liese Annahmen. Es könnte in diesem Falle nur absieht-
icher Betrug von Seiten des Professors Wagner (vermittelst
einer vorher präparirten Glasplatte) oder aller bei
!em Experiment betheiligten Personen das erhaltene Resui-
at erklären; aber da bietet noch der Aermel eine
unste Schwierigkeit dar. Setzen wir den Betrog voraus,
„-je wäre dann nämlich zu erklären, dass Jemand auf den
bedanken verfallen wäre, eine »Geisterhand« gerade in
iinem Aermel erscheinen zu lassen, da dies doch sozusagen
dem Verdachte, dass es Betrug sei, erst festen
s f alt gebe.«
Wennschon ich, wie bereits erwähnt, auch nicht
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