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212 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 4. Heft. (April 1903.)
Augenzeuge dieser eigentümlichen Erscheinung war, so
konnte ich doch nicht umhin, diesen gewichtigen Vorkommnissen
in meinen Erinnerungen an die Mediumschaft
meiner Frau die gebührende Beachtung zu schenken.
Zur Frage der Wünschelruthe.
(Offener Brief an die Red. der „Psych. Stud.")
Von Dr. I. I. Bourcardf (Ingenieur in Colmar).
Im Februarhefte der „Psvch. Stud. * bespricht Herr
A. Kniepf den in der Tagespresse über dieVge der
Wünschelruthe neu entbrannten Streit. Gestatten Sie mir
darüber einige Bemerkungen zu machen; ich bin nämlich
„Wasserschmeekeru und bis jetzt habe ich mich noch
nie geirrt.
Herr v. Bülow sagt ganz richtig, dass der Blitz dort
einschlägt, wo eine unterirdische Wasserquelle fliesst. Diese
Beobachtung habe ich auch gemacht über einer Quelle, die
sich neben meinem Schweizerhaus bei Colmar im Elsass
befindet; dass aber die Auffindung einer Quelle dem von
Reichenbach so genannten „Od" zu verdanken ist, und dass
eine Wasserquelle überhaupt durch Sensitive gefunden
werden kann, ist, glaube ich, ein Irrthum.
Mein Verfahren ist folgendes:
1. Ich studire gründlich die Beschaffenheit des Bodens, wo
eine Quelle gesucht wird, um zu wissen, ob eine solche
vorhanden sein kann.
2. Darauf beobachte ich im Sommer, wo nach Gewitter
eine kleine Nebelwolke aufsteigt, im Winter, wo der
Schnee zuerst schmilzt.
3. An dieser Stelle nun suche ich mit* einem an Draht
befestigten Elektrometer bei trockener Witterung die
Richtung der Quelle, da bekanntlich zwei parallele Ströme
sich gegenseitig anziehen, wenn der eine Strom unterbrochen
wird. Die Nadel schwankt desto mehr, je senkrechter
ich übei der Quelle arbeite, und hört auf zu
schwanken, wenn ich in gerader Richtung um 45° nach
links oder rechts mich entferne. Die Nadel schwankt
aber nur, wenn der Strom, der ich in der Hand habe,
parallel mit dem Strom unter der Erde ist. Es ist selbstverständlich
, dass ich in diesem Falle isolirt sein muss.
Dies thut Herr v. Bülow nicht. Es wird also angenommen,
dass die Elektrizität dort thätig ist, wo der geringste
Widerstand besteht, also da, wo eine in der Erde vorhandene
Wasser- oder Metallader richtig isolirt ist.
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