Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 216
(PDF, 181 MB)
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216 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 4. Heft. (April 1903.)

Völker zerstreute >, Freidenker"*) gegeben, die, grösstenteils
dem männlichen Geschlecht und den jüngeren Altersklassen
angehörend, an Zahl bald zu, bald wieder abnahmen
, ohne je im Stande zu sein, ihre Weltanschauung
bei ganzen Gemeinden, ja auch nur bei den eigenen
Familien bleibend geltend zu machen, obwohl sie dabei
keineswegs immer mit äusseren Hindernissen und Verfolgungen
zu kämpfen hatten.

So gab es bekanntlich im kaiserlichen Rom keinerlei
Strafen für ungläubige" Epikureer, deren Anhänger vorzugsweise
in den höchsten Ständen zu finden waren. Ebenso
konnten zur Zeit der grossen französischen Revolution die
Encyklopädisten ungestraft ihre Versammlungen abhalten
und Schriften drucken lassen, und so hat auch die materialistische
Litteratur unserer Tage freien Lauf und deren
Wortführer erfreuen sich meist einer unbehelligten Existenz.
Denn wenn auch über diesen oder jenen von ihnen hier
oder da eine Amtsentsetzung verhängt wurde, so waren
dies immerhin Ausnahmen > von denen gelegentlich auch
Andersdenkende getroffen wurden.

Wenn aber auch, wie es heisst, die Zahl der Glaubenslosen
sich im heutigen Deutschland, besonders in den sozialdemokratischen
Arbeiter kr eisen auf einige Millionen belaufen
soll, so bleibt dieser Menge dennoch der alte charakteristische
Zug, nämlich, dass sie sich aus zerstreuten, vorzüglich
dem männlichen Geschlecht und dem Jünglings- und Mannesalter
angehörigen Menschen rekrutirt, ohne organisch
weiter zu dringen, d. h. ganze Geschlechter, geschweige
Gemeinden, Provinzen u. s. w. für sich gewinnen zu können,
ob zwar diejenigen Familien, wo ein Theil der jüngeren
Mitglieder ^Freidenker" sind, viele gebildete, hochintelligente
Männer und Greise aufzuweisen haben. Ferner muss festgehalten
werden, dass der weitaus grösste Theil solcher
sog. Atheisten und die Unsterblichkeit Verneinenden dieser
Richtung blos aus Verstandesgründen, d. h. auf Grund der
ihnen als angeblich unvermeidliches Resultat der Wissenschaft
zugekommenen Lehre, ohne die tiefere Zustimmung
ihres Gemütbs, huldigen. Dass dies meist der Fall ist, dafür
giebt es sogar Beispiele unter den Stimmführern der
materialistischen Litteratur selber, wovon bald unten mehr.

*) Das Wort „Freidenker" (= „esprit fort") wird hier vom Verf. nur in
dem Sinne derjenigen Weltanschauung gebraucht, welche jeglichen „Glauben"
verwirft. Wirkliche, über alle Vorurtheile erhabene Freidenker, wie ein
Buddha, ein Sokrates, ein Jesus, ein Goethe, waren sich ja der Beschränktheit
ihres „Wissens" von jeher voll bewusst. — Red.


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