Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 217
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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y. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 217

Dabei muss noch beachtet werden, dass Viele von ihnen
dieser Richtung folgen, weil sie keine Zeit oder Gelegenheit
zum Nachdenken und zum selbständigen Studiren
philosophischer Schriften entgegengesetzter Richtung haben.
Finden sie Beides im späteren Leben und sind sie zugleich
auch vom bittern Ernste des Lebens mehr mitgenommen
worden, so sehen sie das Voreilige ihrer früheren Ueber-
zeugungen ein und arbeiten sich entweder zu einem positiven
Glauben*) durch oder werden wenigstens Skeptiker, da
ihnen nunmehr die logische, ethische und wissenschaftliche
Grundlage der materialistischen Behauptungen unzuverlässig
erscheint, also auch nicht mehr imponirt. Und jemehr das
Unbegründete und die Schwächen der materialistischen
Lehre erkannt, zugleich aber auch Dasjenige, was die
Religion in Misskredit brachte, klargelegt werden wird, desto
schwerer dürfte es den Freidenkern in Zukunft werden,
ihre Reihen zu rekrutiren.

Sollte es schliesslich den Gegnern des Materialismus
gelingen, nicht blos allgemeine logische Gründe ins Feld
zu rücken, sondern handgreifliche wissenschaftliche und
Erfahrungsthatsachen für die nichtsterbliche Natur des
Menschen zu sammeln, — dann wäre dies das Ende des
Materialismus. Und Manches spricht dafür, dass dies nicht
zu den Unmöglichkeiten gehört, was hier übrigens des
Näheren nicht erörtert werden soll.

*) Darunter verstehe ich hier blos einen natürlichen, d. h. durch
Erfahrung und Vernunft gerechtfertigten Glauben. Dass ein positiver und
dabei natürlicher Glauben und der sog. Positivismus im engeren Sinne
Aug. Comtess keinesweges ein und dasselbe sind, ist selbstverständlich. Der
Positivist1* beschränkt sich auf die Welt der Erscheinungen, ohne sich angeblich
die geringsten metaphysischen Fragen oder Folgerungen zu erlauben,
und erklärt dies auf alle Zeiten hinaus für das allein Mögliche. Abgesehen
davon, dass die Vertreter dieser Denkart m ihren Darlegungen dennoch
selber nie konsequent verfahren und auf jedem Schritt und Tritt in metaphysische
Manipulationen verfallen, hat sich doch der menschlichen Natur
Widerwillen gegen diese Richtung schon an deren Begründer, Conti e, und
zwar in einer recht traurigen und abschreckenden Weise bewährt, da er
bekanntlich zuguterletzt, ohne sich zu einer eigentlichen Religion zu erheben,
ein Zerrbild derselben erfand und sogar eine Art katholischer Hierarchie
einführen wollte. Das aber, worauf ich hier hauptsächlich hinweisen wollte,
ist der für diesen Begriff unglücklich gewählte Ausdruck „Positivismus": in
einer geeigneteren Bedeutung sollte dies Wort diejenige
metaphysische oder religiöse Richtung bezeichnen
, welche, im Gegensatz zur Verneinung,
konsequent bejahende Ergebnisse hervortreibt und
in einer die Grundpfeiler des Glaubens rechtfei tigen-
den, also im wahren Sinne positiven Weltanschauung
gifpelt.


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