Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 220
(PDF, 181 MB)
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220 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 4. Heft. (April 1903.)

dauer des Geistes zu verstehen. (Siehe z. B. De Consol. ad
Marciam Dial. Hb. VI, XXIV, 5 und VI, XXVI, 7.)

In einer höchst merkwürdigen Weise ferner führen die
Materialisten zwar öfters aus dem Zusammenhang gerissene
Stellen aus gewissen grossen Schriftstellern an, die, wie
sonst bekannt ist, gerade das Umgekehrte betrafen und
also gegen sie zeugen. So citiren sie Aeusserungen von
Goethe, Schiller, Shakespeare, Byron u. a. Grössen der Weltliteratur
, welche anscheinend zu ihrem eigenen Gedankengang
passen, ohne dabei in Betracht zu nehmen, dass es
bei jenen grossen Dichtern nicht nur einzelne Aeusserungen
entgegengesetzten Sinnes in Hülle und Fülle giebt, sondern
dass der ganze Geist ihrer Werke unleugbar ein nichtmaterialistischer
bleibt.

Goethe namentlich, der nicht nur als Dichter, sondern
auch als wissenschaftlicher Vorgänger von Lamarck und
Darwin so hoch steht, muss hier näher beleuchtet werden, da
man sich in materialistischen bezw. „monistischen" Kreisen
alle Augenblicke auf ihn zu berufen pflegt *) Wie leicht
man es dabei jedoch mit den Thatsachen nimmt, ist z. B.
aus Häckefs Abhandlungen ersichtlich. So bekennt er sich
wiederholt zu Goethes und Spinoza^ Monismus,**! ohne davon
Notiz zu nehmen, dass deren Monismus etwas toto genere
Anderes war, als der materialistische eines Büchner. Beide
nehmen ausdrücklich Empfinden und Denken für innere
(keineswegs identische) Attribute der Weltsubstanz und
glauben an eine individuelle Fortdauer***), indes Häckel
Letzteres nicht genug zu verneinen vermag und ersterer
Annahme überall sichtlich aus dem Wege geht, wobei er
sich überdies durch die dualistische Gegenüberstellung eines

*) Wie wenig Recht und Anlass die materialistischen Monisten hierzu
haben, hat namentlich unser hochverehrter Herr Mitarbeiter, Hofrath Prof.
Max Sellin//, in seinen (zum Theil in den „Psych. Stud." erschienenen)
Abhandlungen über „Goethe und der Okkultismus'* aufs gründlichste nachgewiesen
und dieselben neuerdings noch durch einen in den „Bayreuther
Blättern" a. er. erschienenen, sehr gehaltvollen Aufsatz „Goethe und der
Materialismus" ergänz'. — Red.

**) Die Welträthsei, S. 23, 383 u. a.

***) Ausser vielen anderen Stellen in Goethes Werken sind hier z. B.
die Gedichte „Procession" (1816) und „Vermächtniss" (1829) zu nennen, da
beide in den Liedercyclus „Gott und Welt" gehören, auf den sich Hrickel
unter Anderem beruft. Auch hat man Goethes Selbstbiographie nur zu
lesen, um einzusehen, dass der mit dem heute sogenannten Monismus identische
Materialismus dem Weimarer Vitmeister von jeher antipathisch war.
Was der 80 jährige Goethe in den Gesprächen mit Eckermann über die Unsterblichkeit
aussagte, fühlte bereits der junge Goethe, als er das „Systeme
de la Nature" von Holbach las. Dass sich auch Spinoza ganz entschieden
für die Unsterblichkeit erklärt, erhellt z. B. aus S. 134 und 158 seines
Traktats „von Gott, dein tMenschen und dessen Glückseligkeit".

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