Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 221
(PDF, 181 MB)
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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 221

trägen Weltstoffes und des allbewegenden Weltäthers in
einen handgreiflichen Widerspruch mit seinem „monistischen"
Prinzip verwickelt. —

Besonders gilt auch Friedrich IL von Preussen den
Materialisten als ein Gesinnungsgenosse, was er jedoch im
Grunde nicht war, da er in schweren Lebensstunden das
Ungenügende der ihm durch Lamettrie u. A. eingeimpften
Ansichten einsah, und da er nicht zu den grundsätzlichen
Leugnern der Gottesidee gehörte.

Recht bequem macht man es sich auch, wenn es gilt,
den Uebergang eines berühmten Mannes vom Materialismus
zu einer gereifteren Weltanschauung zu erklären. So sagt
Häckel*): „Der iugendliche, wirklich kritische Kant war
zur Ueberzeugung gelangt, dass die drei Grossmächte
des Mysticismus — „Gott, Freiheit und Unsterblichkeit
" — im Lichte der reinen Vernunft unhaltbar erschienen
; der gealterte, dogmatische Kant dagegen fand,
dass diese drei Hauptgespenster „Postulate der praktischen
Vernunft'5 und als solche unentbehrlich sind/* Dreifach
falsch ist diese Behauptung! Erstens weil Kant auch
in der Jugend nach denselben Prinzipien lebte, also es sich
bei ihm um keinen Ueberzeugungswechsel handelt; zweitens
weil er auch in der Kritik der reinen Vernunft weit entfernt
ist, die Idee eines Urwesens für hinfällig zu erklären
und mit einer gewissen Geringschätzung von den derselben
hohnsprechenden Vernünftlern redet**); drittens weil ja die
Kritik der reinen Vernunft im Jahr 1781 erschien, wo Kant
bereits 57 Jahre alt, mithin nicht mehr sonderlich „jugendlich
" war, und dieses Werk überhaupt nur 7 Jahre vorder
Praktischen Vernunft veröffentlicht wurde.

Kommt ferner die Rede auf Wunät, Virchow, Dubois-
Reymonä, E. Baer etc., so kostet es Herrn Häckel nichts,
deren spätere philosophische Ueberzeugungen auf Altersschwäche
zurückzuführen.***) Abgesehen davon, dass Häckel
selber diese Aeusserung in seinem 66. Lebensjahr macht,
es also nicht a priori einleuchtet, warum nur gerade bei
ihm „die Eückbildung des Gehirns" ausbleiben musste, —
vergisst er dabei durchaus, dass diese bedeutenden Männer
gleichzeitig, also in einer Periode, wo sie nach Häckel schon
an degenerierender Rückbildung litten, schwerwiegende und allgemein
anerkannte naturwissenschaftliche Arbeiten lieferten.

*) ,,Die Welträthsel", S. 107.

**) So z. B. S. 435—437 in Erdmann\ Ausgabe von Kaufs „Kritik
der reinen Vernunft**, 1884.
***) Die Welträthsel, S. II8.


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