Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 222
(PDF, 181 MB)
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222 Psychische Stüdien. XXX. Jahrg. 4. Heft. (April 1903.)

Baer z. B. hat seine Untersuchungen über Kusslands Fischereien
in seinem 7. Jahrzehnt und noch später sehr geschätzte,
anthropologische und kraniologische Arbeiten geliefert. Ueber-
haupt kennt man eine lange Reihe berühmter Männer, die
noch in sehr hohem Alter Grosses geleistet haben. Warum
wird z. B. Humbold fs Kosmos, der doch in sein 8. Jahrzehnt
fiel, von Häckel selbst für eine hervorragende Gedankenarbeit
gehalten, die späteren Werke der Genannten aber,
welche ihm nicht nach Geschmack reden, gleich für Pro-
dukte von Altersschwäche erklärt? — Endlich hat es selbst
solche Männer gegeben, die erst im Alter Bedeutendes
leisteten und daher erst dann in weiteren Kreisen bekannt
wurden. Zu diesen gehörte u. k. Moltke. Schon aus obigen
Beispielen erhellt, wie wenig man sich auf die von Häckel
citirten Thatsachen verlassen kann, sobald diese über das
enge, von ihm speziell mit Glanz bearbeitete Gebiet der
Morphologie hinausgehen. Weiter werden wir noch manchen
Anderen dieser Art anführen müssen. Gilt es die durch
das ganze Leben eines grossen Mannes sich hinziehende
wesentliche Richtung, so macht es sich Häckel auch hierin
sehr leicht. Descartes z. B. soll, nach Art der Jesuiten,
seine wahre Ueberzeugung hinsichtlich des Wesens der
Seele verschwiegen haben! Abgesehen davon, dass Descartes
gerade der Unabhängigkeit seiner Denkarbeit wegen seinen
Wohnsitz in Amsterdam genommen hatte, wo er von
Ludwig XIV, und den Pfaffen nichts zu fürchten hatte, —
bedarf es eines mehr als gewöhnlichen litterarischen Leichtsinns
, um einem grossen Mann, der eine so gewaltige Denkrevolution
hervorrief, die Beschuldigung an den Kopf zu
werfen, er sei gerade in einem Hauptabschnitt seiner Lehre
unehrlich gewesen. Man könnte die Richtigkeit seiner Ueber-
zeugungen — namentlich die unglückliche und grundfalsche
Lehre vom Automatismus der Thiere — angreifen; ihn aber
als Jesuiten des Gedankens hinzustellen — ist unverantwortlich
! Häckel würde wohl erst dann seine Pietätlosigkeit
gegen Andere einsehen, wenn sich ein Skribent fände, der
ihn mit ähnlichen Verdächtigungswaffen angriffe, der z. B.
erklärte, Häckeh ganze Verneinungspropaganda sei nur eine
schlaue Spekulation, um Aufsehen zu erregen und seinen
Büchern glänzenden Absatz zu verschaffe^.

Ebenso kurz und unlogisch ist die Art, wie Häckel sich
den Idealismus Newton** zurechtlegt: derselbe sei nämlich
durch seine Annahme einer Fern Wirkung durch den leeren
Raum auf transscendente Ideen gekommen. Auch „religiöse
Verziehung" nebst Kritikmangel sind beliebte Grundideen,
mit welchen man sich den idealistischen „Aberglauben"

»


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