Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 224
(PDF, 181 MB)
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224 Psychische Studien. XXX. Jahr*. 4. Heft. (April 190S.)

ist, ja neuerdings, und zwar auch von Goethe-Bündlem, in
ihr Gegentheil verkehrt wurde, mag es nicht überflüssig
erscheinen, sich den wahren Sachverhalt etwas näher anzusehen
. —

Ernst Haeckel, dessen Verdienste um die beschreibende
Naturforschung nicht im Geringsten geschmälert werden
sollen, hat sich ohne alle Kompetenz leider berufen gefühlt,
auch den Erklärer der Welträthsel zu spielen, und als
solcher es gewagt, Goethe's Gevatterschaft für seinen angebliehen
Monismus in Anspruch zu nehmen, Haeckel's Büste
wurde denn auch von seinen Anbetern alsbaid auf einem monistischen
Feste neben denen von Spinoza und Goethe aufgestellt
, während über ^Goethe und Haeckel" als eine Art Dios«
kuren sogar im deutschen Reichstag gesprochen wurde. —

Aber Haeckel ist doch kein Materialist! pflegen strenggläubige
Jünger des Jenenser Zoologen mit Emphase auszurufen
. Allerdings hat Haeckel in seinen „Welträthseln"
die Behauptung fertig gebracht, dass seine Lehre sich vom
Materalismus insofern unterscheide, als dieser den Geist
leugne und die Welt in eine Summe todter Atome auflöse.
Dass es Leute giebt, welche die Welt für ein Konglomerat
von t o d t e n Atomen halten, wird sicherlich gar Viele überraschen
, und wenn sie das Denkvermögen der Armen an
Geist noch so niedrig einschätzen. Im Gegensatz zu diesen
Strohköpfen hätte dann Haeckel die scharfsinnige Beobachtung
gemacht, dass die Welt unter dem Zeichen der Bewegung
und des Lebens steht. Nein, diese pfiffige Unterscheidung
redet Haeckel sich und seinen halbgebildeten Anhängern
nur vor, um zu vertuschen, dass es sich auch bei ihm um
die „Weltanschauung des geringsten Verstandesaufwandes11
(du Prel) handelt. Büchner, der doch wahrhaftig als der
typische Vertreter des Materialismus gelten darf, wiederholt
iu seinem „berühmten Werke" — so nennt Haeckel jenes
Buch, das nicht übel als das schlechteste seines Jahrhunderts
bezeichnet worden ist — immer wieder: kein Stoff
ohne Kraft! Er weiss also nichts von todten Atomen. Zudem
scheint Haeckel vergessen zu haben, dass er im zweiten
Kapitel seiner „Natürlichen Schöpfungsgeschichte" gesagt
hat: „Der sogenannte naturwissenschaftliche Materialismus
ist in gewissem Sinne identisch mit unserem Monismus".
Er hätte das „in gewissem Sinne" ruhig weglassen können;
denn, welch' grosser Unterschied wäre es doch, wenn statt
Kraft und Stoff — Energie und Materie gesetzt wird?
Noch unzweideutiger ist es, wenn Haeckel seine Weltanschauung
gelegentlich „mechanistische Philosophie" nennt.v
Es kommt jedoch schliesslich nicht auf die Benennung,


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