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Liszt: Zum Kapitel der Kritninalpsychologie. 237
III. Abtheiluug.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Zum Kapitel der Krimiiialpsycliologie.
„Das Verbrechen als Produkt der gesellschaftlichen
Verhältnisse'', so lautete das Thema
eines Vortrags, den vor einiger Zeit Prof. v. Liszt in Berlin
hielt. Der Vortragende befindet sich, wie er ausführte, im
Gegensatz zu Denjenigen, die das Verbrechen als aus dem
freien W i 11 e n s e n t s c h 1 u s s des Einzelnen hervorgegangen
ansehen, und er befindet sich im Gegensatz zu der durch
Lombroso vertretenen Anschauung, dass das Verbrechen der
Ausfluss einer natürlichen Veranlagung sei. Lombroso
selbst nimmt nur für 35 Procent der Verbrecher die Theorie
der erblichen Belastung in Anspruch, so dass also, selbst
wenn man ihm folgen soll, für b5 Procent der Verbrecher
andere Gründe, die sie zum Verbrechen führen, vorliegen
müssen. Der Höhepunkt der Verbrechen fällt in den August,
und zwar politische wie solche gegen die Person; die meisten
Verbrechen gegen Sittlichkeit werden , wie statistisch festgestellt
ist, im Juni und Juli begangen. Dagegen finden
die wenigsten Verbrechen im Januar statt. Daraus geht
Becht zu haben, dem wir übrigens zu grossem Dank verpflichtet
wären, wenn er in dieser ihn persönlich berührenden Angelegenheit
selbst das Wort in den „Psych. Ktud.* ergreifen wollte. — Red.
Nachschrift der Red. Aus den im Alärzheft der „Uebersinnl.
Welt* abgedruckten Sitzungsberichten der „Gesellschaft für wissensch.
Psychologie* zu München erfahren wir, dass diese neue und wegen
ihrer voraussichtlichen Konsequenzen wohl zu beachtende Streitfrage
auch dort am 29. Jan. er. zur Erörterung kam. Beanstandet
können demnach wohl nur überhaupt die zwei Bilder werden, die
das Medium zusammen mit dem Phantom „ IWaw/a" zeigen, gegen
welche von sachkundiger Seite, wie namentlich schon früher von
Prof. Gabriel v. Max, eingewendet wird, dass der Mangel jeder
Plastik in Yolandd!% Gestalt, die dabei dennoch einen scharfen
Schatten wirft, gar zu auffallend sei. Photograph Scfureikart beanstandete
auch den Schatten Yolandas im Vergleich zu den andern
Schatten des Bildes in Bezug auf Pachtung und Breite. Bei
anderen Photographien, besonders bei einer des Phantoms ?Letla*f
dagegen ist die bei scharfem Magnesiumlicht bereits theilweise eingetretene
Demateriulisation, die sowohl Gewandung als
Körpertheile zersetzt, überaus lehrreich und es entspricht ihr die
unter ganz ähnlichen Umständen vor sich gehende theilweise
Dematerialisation eines andern Phantoms, dessen Photographie in
Gegenwart des 1. Vorsitzenden der Gesellschaft, Dr. W. ttormann,
wie er bezeugen konnte, unterAusschluss jeder Betrugs-
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