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244 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 4. Heft. (April 1903.)
Geister formen zu entwickeln, deren etherische Wesenheit
die hohen Herrschaften im höchsten Grade interessirte.
Die sich bewegenden, leichten Gewänder, sowie die graziösen
Bewegungen der Arme und würdigen Stellungen (! — Red.)
der einzelnen Figuren, deren zarte Stimmen niemanden bekannt
klangen, ausgenommen dem einen der Anwesenden,
zu dem die Gestalt sich hinbewegte, um ihn liebevoll zu
umarmen und sich mit ihm leise zu unterhalten, war dem
Grossfürsten und dessen Gefolge etwas ganz Wunderbares.
Zwei aus diesem Gefolge erhielten nicht zu bezweifelnde
Beweise und Alle erklärten, dass sie von der Echtheit
dieser Erscheinungen, die ihnen das grösste Interesse geboten
hätten, vollständig überzeugt seien. Dr. G. v. £.*)
e) Jahveh und Jehovah. — Einen merkwürdigen
Beweis dafür, wie selbst ganz harmlose Lesefehler im Laufe
der Jahrhunderte zu religiösen Imponderabilien
werden können, deren nothwendige Beseitigung den gläubigen
Gemüthern nur unter Schmerzen möglich ist, bietet, wie
die K.-Z. schreibt, der Name des hebräischen Nationalgottes
, uns in der Lesart Jehovah von Jugend an vertraut.
Kein frommer Israelit hat den Gott seines Volkes jemals
so ausgesprochen, Jahveh ist vielmehr die einzig richtige
Bezeichnung. Woher kommt nun die Lesart Jehovah ? Aus
der Unkenntniss unserer Vorfahren, die nicht wussten, dass
in der Theokratie der nachprophetischen Zeit der Eigenname
das Nationalgottes gar nicht mehr ausgesprochen, sondern nur
der allgemeine Gattungsname Gott, hebräisch elohim (]>].) oder
eloha(s.), gebraucht werden durfte. Wo daher in den heiligen
Texten der Name Jahveh vorkam, las der Jude immer eloha
an seiner Stelle. Nun ist die hebräische Schrift eine reine Konsonantenschrift
, deren Vokale nicht mitgeschrieben wurden.
Erst das talmudische Judenthum erfand zur Erleichterung für
den Leser besondere Vokalzeichen, die als sogenannte Punktation
unter die zugehörigen Konsonanter gesetzt wurden.
Und natürlich setzten die Punktatoren unter die Konsonanten
Jhvh des Gottesnamens Jahveh jetzt die Vokale des Wortes
eloha, das sie ja allein an dieser Stelle aussprechen durften.
So stand für den, der ohne Kenntniss der geschichtlichen
Vergangenheit und der Gebräuche d^r jüdischen Gemeinde
*) Derartige »Tatsachenberichte" amerikanischer Zeitungsblätter
haben bei dem völligen Mangel exakter Angaben über das
Zustandekommen der angeblichen Phänomene und über etwaige
gegen Betrug getroffene Vorsiel itsmassregeln höchstens Kuriositäts-
mteresse. Ueberdies machen diese indirekt publizirten „Erklärungen*
ganz den Eindruck von Eeklameartikeln eines Manager für das betreifende
Medium. Der vom Herrn Uebersetzer gewünschte Abdruck
in den „Psych. Stud.* kann also nur zur Warnung dienen, wie nich t
berichtet werden soll. — E e d.
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