Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 350
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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350 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1903.)

Die Untersuchungen der S. P. R. haben gezeigt, dass Sinnestäuschungen
recht gut bei voller körperlicher und geistiger
Gesundheit eintreten können und so wenig selten sind, dass
von Erwachsenen in England je 1 unter 10 sich eines
solchen Erlebnisses zu entsinnen vermag. In der That hat
die moderne Psychologie darauf hingewiesen, dass hierbei
der gewöhnliche Vorstellungsverlauf nur zum Extremen gesteigert
ist. Selbst bei normaler Wahrnehmung rührt nur
ein kleiner Theil des angeblich Wahrgenommenen von
einem äusserlichen Sinneseindruck her; der grössere Theil
erweist sich als Reproduktion theils ähnlicher, theils andersartiger
früherer Vorstellungen, die durch unbewusste Assoziationsvorgänge
wachgerufen werden. Mit andern Worten:
Ein grosser Theil dessen, was wir zu sehen und zu hören
meinen, entspringt unserer Phantasie, sodass Taine die Ansicht
vertritt: „Anstatt zu sagen, eine Halluzination ist
eine falsche Wahrnehmung, sollte man lieber sagen, eine
äussere Wahrnehmung ist eine zutreffende Halluzination."
Ein mit Erwartung gepaartes Aufmerken ist wahrscheinlich
die häufigste Veranlassung zu Sinnestäuschungen. Erwarten
wir, einem Freunde zu begegnen, so sehen wir
Aehnlichkeiten mit ihm an allerlei fremden Personen, die
gerade vorübergehn. Warum sollten nicht im Dunkel des
Sitzungszimmers die Zirkeltheünehmer in irgend einer
weissen Gestalt den Geist ihrer Mutter, Schwester oder
Frau erkennen?

Dergleichen Illusionen werden wesentlich unterstützt
durch eine unbestimmte, kaum zum Bewusstsein kommende
Erwartung ungewöhnlicher, wunderbarer Dinge, die doch
die meisten Theilnehmer mitbringen, und die durch die
Persönlichkeit und Lebensstellung des Mediums noch gesteigert
werden kann. Dies wird weiter erläutert durch die
Geschichte von Stainton Moses, einem ernsten, pflichteifrigen
Geistlichen und Lehrer in West-Engiand, der in den siebziger
Jahren als Medium auftrat, auch Abhandlungen über

so meine Aufmerksamkeit auf die übrigen. Sie schienen nicht wie
(bei früherer Gelegenheit) die Steine von der Decke her oder durch
die Decke zu kommen, sondern sich in der Luft über mir plötzlich
zu bilden. Es war physikalisch unmöglich, dass die Schüler am
Tische mit Papier nach mir geworfen hätten, und mir kam es geradezu
lächerlich vor, die erst beabsichtigte Untersuchung nun noch
vorzuschlagen, nachdem ich eine Probe erhalten hatte, wie sie sich
besser nicht erdenken liess." — Hierzu bemerkt Podmore- „Da wir
hier keinen Gedächtnissfehler annehmen können, so bleibt uns nur
die Annahme übrig, dass Mr. Stock halluzinierte/ Eine derartige
Skepsis mögen viele loben; mir scheint sie doch etwas weit zu.
gehn. W.


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