Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 354
(PDF, 181 MB)
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354 Psyehisctae Studien. XXX. Jahrg. 6 Heft. (Juni 1903.)

abzuzapfen." In seiner Schlussbetrachtung ist er der Ansicht:
wenn in den nächsten Jahrzehnten das Verlangen nach
Auskunft, die über das Wissen irdischer Intelligenzen
hinausgeht, nicht besser als bisher befriedigt wird, so wird
man vernünftigerweise die angeblichen Geister im letzten
Grunde als Produkte der Phantasie des Mediums anzusehen
haben. Sollten sich aber wirklich Identitätsbeweise erbringen
lassen, so wäre ein bedeutender Portschritt in der Unsterblichkeitslehre
gemacht. —

F. Myers hat die Theorie aufgestellt, es existiere unter
dem oberflächlichen Bewusstsein, das gewöhnlich als die
Gesamtpersönlichkeit gilt, ein umfangreicher psychischer
Organismus, der sich zur Zeit („im Diesseit" — man vergleiche
damit die Lehre Fechner's) in Handeln und Denken
nur unvollständig kundgiebt. Aehnlich dem sichtbaren
Theile des Spektrums ist unser alltägliches Bewusstsein
nur ein Theil und ein scheinbar zufälliger Theil eines
grossen Ganzen. Oder mit einem anderen Bilde: dieser
Bewusstseinstheil giebt von dem Leben unseres psychischen
Gesammtorganismus so dürftige Auskunft, wie sie eine
Zeitung giebt von den unzähligen und unsäglich verwickelten
Vorgängen im persönlichen, häuslichen, sozialen,
politischen Gesammtieben der Glieder eines Volkes. Ueb-
rigens will Myers damit das spiritistische Argument nicht
verwerfen.*) Wenn in Trance oder Ekstase die Seele von
verborgenen oder entfernten Dingen weiss, so zeigt sie eine
Fähigkeit, die zwar als ein Ueberbleibsel einer früheren
Entwickelungsstufe, ein im allgemeinen nutzloses Erbe der
Vergangenheit gedeutet werden kann, mit grösserer Wahrscheinlichkeit
aber als eine der Entwickelung harrende Anlage
, eine Verheissung für die Zukunft aufzufassen ist. —
Podmore erhebt auch hiergegen Bedenken. Von jenen
transseendentalpn Fähigkeiten sei doch nicht bewiesen, dass
sie der Seele unabhängig vom Körper zukommen. Selbst
wenn die Telepathie genügend erwiesen wäre, bedürfte die
transscendentale Erklärungsweise noch besonderer Begründung
. Dass Geist auf Geist in einer neuen oder ausser-
gewöhnlichen Weise einwirkt, bedeutet am Ende nichts
weiter, als dass Gehirn auf Gehirn wirken kann vermöge
einer noch nicht erforschten Form von Aetherschwingungen.

*) F. Myers starb am 17. Januar 1901. Sein letztes Werk ist
vor Kurzem erschienen, herausgegeben von Richard Hodgson und
Alice Johnson ^Newnham College): Human Personality and its 8ur~
vival of Bodily Death [Die menschliche Persönlichkeit und ihr
Portleben nach dem leiblichen Tode] — Ein Bericht darüber für die
Psych. Stud. ist in Vorbereitung. W.


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