Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 357
(PDF, 181 MB)
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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 357

noch nicht vollendet, zumal in den Gemüthern der Massen,
So sind z. B. die Aufgeklärten unseres Zeitalters in vollem
Recht, wenn sie das von finstern oder geistig beschränkten
Zeloten erfundene Dogma einer zur Strafe für zeitliche
Sünden bestimmten, räumlich vorgestellten „ewigen Hölle"
für unmoralisch und abscheulich erklären, oder wenn sie es
lächerlich finden, dass ein zwar sittlich löbliches, aber
kurzes und beschränktes Erdenleben der Frommen sofort
in eine ewige Seligkeit auslaufen solle. Auch schon so
manchem Gläubigen der Vorzeit mag namentlich das angeblich
vom Stifter des Christenthums selber bekannte
Höllendogma als gräulich und einer Religion der Liebe
unwürdig erschienen sein und ihm im Sinn des Mitleides
für die unglücklichen Verdammten schwere Augenblicke
bereitet haben; daher suchte man diese oder jene Ausflucht,
man erfand ein Fegefeuer, man tröstete sich mit der Hoffnung
auf eine „Wiederbringung aller Dinge", indem die
Allbarmherzigkeit Gottes die auf ewig Verdammten doch
noch begnadigen werde u. s. w.

So scheint z. ß. der grandiose Dichter der mittelalterlichen
„Hölle", Dante, trotz immerhin durchschimmernder
kirchlicher Befangenheit, seine eignen Gedanken über die
Höllenfrage gehabt zu haben. Oefters zeigt er sich tief erschüttert
und an der Gerechtigkeit der Strafe zweifelnd;
so heisst es in Bezug auf die grossen Männer des Heidenthums
, die, der fanatischen Kirchenlehre zufolge, trotz all
ihrer Tugend und ihres Heldensinns sammt und sonders
verdammt wären:

Gran duol mi prese quando io intesi,
Peroccke gente di molto valore
Comeli che in quel limbo eran sospesi,

und seine Hölle erweist sich im Grunde doch nicht als das,
wofür sie das „lasciate ogni speranza" ausgiebt, denn Virgil
erzählt ihm, er habe einen Gesandten Gottes die Erzväter
herausholen sehen. Auf ähnliche Weise suchen sich auch
heute noch Kirchengläubige, deren Menschlichkeit sich gegen
die starre Kirchenlehre empört, die Sache zurecht zu machen
und sich über die Bedenklichkeiten des dogmatischen Christenthums
hinweg zu setzen, so dass schliesslich doch gute und
verständige Menschen, die sich zum Christenthum, Judenthum
, Parsismus, ja zum Islam bekennen, in ihrem „positiven
" Glauben eine wirkliche Stütze gegen die Ungerechtigkeiten
, Unvollkommenheiten und Zweifel des gegebenen
Lebens finden, wohingegen der Materialismus seine Bekenner
in Leiden und Anfechtungen des Leibes und der Seele leer
ausgehen lässt. —


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