Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 365
(PDF, 181 MB)
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Seiimg: Goethe und der Materialismus. 365

in einen metaphysischen Individualismus ausläuft, sich auch
bei Goethe finden, als da sind: die individuelle Präexistenz;
die Einschränkung des ßewusstseins in Folge der irdischen
Verkörperung, welche Einschränkung von Goethe einmal
ausserordentlich glücklich als „körperliche Verdüsterung"
der Entelechie bezeichnet wird; der Umstand, das die or-
ganisirende Kralt des Menschen in ihm selbst wurzelt, so
dass er sich als sein eigenes Werk zu betrachten hat;
der Primat des Geistes, und endlich die Existenz eines
Geisterreiches, ja einer ganzen übersinnlichen Welt. — Es
ist kein Zweifel, wenn irgend ein -ismus den universellsten
aller Geister für sich reklamiren dürfte, dann wäre es am
allerehesten der Okkultismus, also der Todfeind des Materialismus
. Nach zwei Richtungen geht Goethe über den
wissenschaftlichen Okkultismus sogar hinaus: während dieser
die Reinkarnation dahingestellt sein lässt, scheint Goethe
von der Wiedergeburt, auch auf einem anderen Stern, fest
überzeugt gewesen zu sein. Zum Andern hat er im Gegensatz
zur okkultistischen Philosophie, welche die Herrschaft
des Kausalitätsgesetzes für okkulte Vorgänge gleichfalls
fordert, die Möglichkeit des Wunders im eigentlichen Sinne
nicht von der Hand gewiesen. Damit nimmt er den denkbar
freiesten und gerade seiner einzig würdigen Standpunkt
ein, an welchen die materialistischen Pseudo-Freigeisterchen
nicht entfernt heranreichen.

Nicht geringer als in der eben betrachteten Beziehung
ist die Disharmonie zwischen Goethe und dem Materialismus
hinsichtlich der weiterhin noch zu erörternden Merkmale.
Da tritt uns im nächsten Anschluss an das Vorhergehende
die eigentliche Kardinalfrage der Menschheit, die Frage von
der .Fortdauer nach dem Tode, entgegen. Hier
haben wir es insofern mit einem doppelten Gegensatz zu
thun, als es sich sowohl um die Ansichten über den Werth
des Unsterblichkeitsglaubens, als um die Ueberzeugung
von unserer Fortdauer handelt. Hat der Jenenser Pabst
des Materialismus dekretirt, dass der definitive Verzicht
auf den Unsterblichkeitsglauben für die Menschheit nicht
nur keinen schmerzlichen Verlust, sondern einen unschätzbaren
positiven Gewinn bedeuten würde, — so liegt von
Goethe die Aeusserung vor: „Ich möchte keineswegs das
Glück entbehren, an eine künftige Fortdauer zu glauben,
ja ich möchte sagen, dass alle diejenigen auch für dieses
Leben todt sind, die kein anderes hoffen.** Und was die
Ueberzeugung vom Weiterleben anlangt, so habe ich in
der Schrift „Goethe und der Okkultismus" über zwei
Dutzend Belege dafür beigebracht, dass der „grosste


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