Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 369
(PDF, 181 MB)
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Unger: Zweierlei Spiritismus.

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meiner eigenen, anfangs nicht unbedeutenden und mit zum
Spiritismus geführt habenden medialen Anlagen, ging ich
daran, das praktisch Gewonnene theoretisch zu gruppiren
und zu verwerthen. Ich gelangte vorerst dazu, festzustellen,
dass ich zweierlei Spiritisten kennen gelernt hatte. Es
giebt meiner Ansicht nach einen Spiritismus, der dabei
stehen bleibt, die Unsterblichheit der Seele und das be-
wusste Fortleben nach dem Tode zu lehren, und einen
solchen, der weitergehend, im Diesseits und im Jenseits
zwei Daseins-Ebenen sieht, deren Trennungsstrich verschiebbar
und deren Grenzen nicht unüberschreitbar sind,
so dass sich daraus die Möglichkeit eines Verkehrs
zwischen Lebenden und Abgeschiedenen, also die Geistertheorie
ergiebt.

Für diesen letzteren Spiritismus ist das Mediumwesen
allerdings unentbehrlich. Darin liegt aber meiner Auffassung
nach eben die grosse Gefahr; denn wenn sich einmal
vielleicht doch herausstellen sollte, dass alle Mediumschaft
nichts für eine Geisterwelt beweisen könne, so
würde die grosse Menge den Spiritismus überhaupt verwerfen
und nur die kleine Anzahl der beharrlich weiter
Forschenden würde erkennen, dass nicht das Ziel selbst,
sondern nur ein Weg zu demselben ein Irrthum war.
Jener Spiritismus, den ich zuerst erwähnte, aber steht auf
dem Standpunkt, dass, wenn Seelenthätigkeit und Lebensäusserungen
ohne Gebrauch der Körperlichkeit
möglich sein sollen, solche auch ohne Besitz der
letzteren statthaben müssen, mit andern "Worten, dass
gewisse anormale Zustände des Diesseits
normalen Zuständen des Jenseits entsprechen
müs8ten und es nicht ohne Berechtigung wäre,
von der Beschaffenheit der einen auf diejenige der anderen
zu schliessen.

Der weitere Ausbau dieser Theorie führt uns zur
direkten Verneinung der Möglichkeit einer ziel- und zweck-
bewussten Annäherung jenseitiger Wesen an Bewohner des
Diesseits oder umgekehrt, weil die Umwandlung der Anschauungsform
, welche durch den Tod erfolgt, als eine so
radikale angesehen werden darf, dass mit ihr zugleich
auch jede, sich in Einzelheiten verlierende Erinnerung an
eine soeben oder früher absolvirte Erdenpilgerschaft schwindet.
Das gehört aber in ein ganz anderes, selbstständiges
Kapitel und nicht hierher. Hier genüge es zu erwähnen,
dass der von mir zuletzt charakterisirte Spiritismus jener
der vormedialen (wenn ich mich so ausdrücken darf) Epoche
ist, also im Wesentlichen einer Zeit angehört, in der man

Psychische Studien. Jnni 1903, 24


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