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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 395
innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft" sagt Kant, dass
er sich nicht in diese Ansicht finden könne, ein Volk sei
zur Freiheit nicht reif. „Nach einer solchen Voraussetzung
aber wird die Freiheit nie eintreten; denn man kann zu
dieser nicht reifen, wenn man nicht zuvor in Freiheit gesetzt
worden ist, . . . man reift nie anders, als durch Versuche
, welche machen zu dürfen man frei sein muss." Man
muss eben, um sich seiner sittlichen Kräfte in der Freiheit
zweckmässig bedienen zu können, erst frei sein.
Das ist klar!
Nun schildert Lammenais mit Worten, an denen immerhin
bedeutsam Wahres ist, die Entstehung des Militarismus:
„Satan aber> welcher der König der Unterdrücker der
Nationen ist, gab ihnen, ihre Macht zu befestigen, eine
höllische List in die Hand. Er sagte ihnen; Das müsst
Ihr thun. Nehmet in jeder Familie die kräftigsten jungen
Leute und gebet ihnen Waffen und übet sie, sie zu handhaben
, und sie werden für Euch gegen ihre Väter und
ihre Brüder fechten, denn ich werde sie überreden, dass
das eine rühmliche Handlung sei. Ich werde ihnen zwei
Götzenbilder machen, die man Ehre und Treue nennen
wird, und ein Gesetz, das man bindenden Gehorsam
nennen wird. Und sie werden diese Götzen anbeten, und
sie werden sich blindlings diesem Gesetze unterwerfen, denn
ich werde ihren Geist verwirren und Ihr werdet nichts mehr
zu fürchten haben." Und die Unterdrücker der Nationen
thaten, was ihnen Satan geheissen, und so hatte Satan
erfüllt, was er Jenem versprochen hatte. Und man sah die
Kinder des Volkes den Arm gegen das Volk aufheben, ihre
Brüder erwürgen, ihre Väter in Ketten schlagen, und selbst
den Schooss vergessen, der sie getragen. Wenn man ihnen
sagte: „Im Namen Alles dessen, was heilig ist, denket an
die Ungerechtigkeit, an die Abscheulichkeit dessen, was
man Euch befiehlt*4, antworteten sie: „Wir denken nicht, wir
gehorchen . . ., wir lieben nicht, wir gehorchen44 . . . Ich
aber 3age Euch in Wahrheit, seit der Verführung des
ersten Weibes durch die Schlange gab es keine schrecklichere
Verführung als diese/* Und jetzt kommt das erhabene
XXVI. Kapitel, in welchem der Streiter für diese
Prinzipien in den Kampf zieht. „Ich gehe streiten, den
Gedanken, die Rede und das Gewissen von der Tyrannei
der Menschen zu befreien. Deine Waffen seien gesegnet,
junger Soldat! Junger Soldat, wohin gehst Du? Ich gehe
streiten für die ewigen Gesetze, die von oben gekommen,
für die Gerechtigkeit, welche die Rechte beschützt, für die
Barmherzigkeit, welche die unvermeidlichen Uebel versüsst.
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