Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 405
(PDF, 181 MB)
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Seiling: Zur Geschichte des Professorenthums. 405

aus eigenster Erfahrung sprechender Kenner der Verhältnisse
das Wort ertheilt und ein auf seine Weise sprechendes
Thatsachenmaterial beigebracht werden. Zur
Erhöhung der Wirkung empfiehlt es sich, zuerst an einigen
Beispielen zu zeigen, wie der Pf ofessorenstand, unbekümmert
um die bekannte Eigenschaft des Eigenlobes, von sich
selber denkt.

Bei festlichen Anlässen wird mit Vorliebe die Wahrheit
als einziges Ziel der wissenschaftlichen Forschung
gefeiert. So liess sich der Münchner Prof. v. Zitiel in
ganz typischer Weise einmal vernehmen: „Das Endziel
jeglicher Forschung ist die Wahrheit. Ohne vorgefasste
Meinung, frei von jedem geistigen Zwang, soll der Forscher
an seine x^ufgabe herantreten und unbekümmert um
herrschende Schulmeinungen, ohne Rücksicht auf äusseren
Vortheil das, was er als Wahrheit erkannt hat, aus-
bprechen". Dies wäre ja ganz schön, wenn man nicht
zwischen den Zeilen die verstimmende Absicht herauslesen
würde, solch ideales Forscherthum mit dem Professorenthum
ohne weiteres identifiziren zu wollen. Wer die Verhältnisse
einigermaassen kennt und aufrichtig denkt, wird vielmehr
eher dem wolterfahrenen Bj. Björnson zustimmen, wenn
er sagt:

Verrathen just von denen, die ihr zur Hut bestellt,

Sagt, kämpft nicht jede Wahrheit so mit der stumpfen Welt?

Ganz unverblümt sagt dagegen Prof. W. v. Christ:
„Die deutschen Universitäten sind der Stolz unserer Nation,
jetzt wie ehedem gelten dieselben*) der Nation als sicherer
Hort der freien Wissenschaft, als segensreiche Pflanzstätte
nicht bloss gründlicher Gelehrsamkeit, sondern auch kernhafter
, in Treue und Vaterlandsliebe genährter Gesinnung44.
Und in einem aus Veranlassung des Falles Spahn von einem
anonymen Professor geschriebenen Zeitungsartikel war die
Rede von der „ unermesslichen Bedeutung der Hochschulen
"; ferner aber hiess es: „Was den deutschen
Professor vor allen Anderen auszeichnet, das ist der tiele
sittliche Ernst, der Glaube an das Ideale und die unerschütterliche
Ueberzeugungstreue". Da das Wort „Anderen*4
im letzten Satz gross geschrieben ist, handelt es sich
offenbar nicht um Vorzüge, die der deutsche Professor vor
ausländischen Gelehrten, sondern vor anderen deutschen
Ständen voraus hat. Dies stimmt ja auch mit der Auffassung
v. Chrisfs vom Professorenthum als dem „Stolz der

*) Den Gebraach dieses greulichen Wortes (statt: sie) kann
sich selbst der Philologie-Professor nicht versagen!


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