Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 406
(PDF, 181 MB)
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406 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 7. Heft, (Juli 1903.)

Nation", zu dem die übrigen Stände mit Bewunderung aufblicken
sollen. Ob sie dazu wirkliche oder vielmehr uneingeschränkte
Veranlassung haben, das wollen wir jetzt
hören. Noch schicke ich voraus, dass, wenn meine Gewährsmänner
zum Theil in früherer Zeit gelebt haben, dies der
Beweisführung keinen Eintrag thut; denn das Zunftgelehrtenthum
ist zu allen Zeiten dasseibe gewesen. Ich
kann also auch Eugen Dühring nicht beipflichten, wenn er
sagt, dass die Epigonen derjenigen Epigonen, mit denen
sich ein Schopenhauer vorzugsweise zu beschäftigen hatte,
noch viel heruntergekommener seien aJs diese. Unser
Durchschnittsprofessor ist vielmehr nicht schlechter, als der
frühere, aber ganz gewiss auch nicht besser. —

Den bunten Reigen mag der neuerdings so hochgestellte
Giordano Bruno eröffnen, der in „la bestia triunfante" drastisch
genug gesagt hat, man mnsste allen Professoren die Köpfe
abschlagen und neue aufsetzen.

Eines der schlimmsten Zeugnisse ist den Zunftgelehrten
von Schopenhauer ausgestellt worden, d. h. zunächst nur den
„Herren vom philosophischen Gewerbe*4, die ihn 35 Jahre
lang todtgeschwiegen haben. Die Quintessenz seiner, in
der Jedermann jetzt leicht zugänglichen Abhandlung „Ueber
die Universitätsphilosophie" angestellten, eingehenden Betrachtungen
ist, dass Leute, weiche von einer Sache leben,
nicht wohi für dieselbe leben können. Es wäre nun aber
eine grosse Ungerechtigkeit gegen die Philosophieprofessoren,
wenn man annehmen wollte, dass dieser Satz ausschliesslich
für sie Geltung haben sollte. Schopenhauer hat übrigens
selbst oft genug zu verstehen gegeben, dass er auch von
anderen Zunftgelehrten nicht viel hält. Ausser dem obigen
Motto sei hier nur noch der folgende Ausspruch hervorgehoben
: „In Wahrheit ist dem Dilettanten die Sache
Zweck, dem Manne von Fach als solchem bloss Mittel; nur
der aber wird eine Sache mit ganzem Ernste treiben, dem
unmittelbar an ihr gelegen ist und der sich aus Liebe zu
ihr damit beschäftigt, sie con amore treibt. Von solchen,
und nicht von den Lohndienern, ist stets das Grösste ausgegangen
."

Sehr ausführlich hat sich mit dem Gelehrtenthum auch
Nietzsche auseinandergesetzt, und zwar der junge, noch nicht
verbitterte und weniger angefochtene Nietzsche. Er lässt
sich in seiner Abhandlung „Schopenhauer als Erzieher'* u. a.
folgendermaasseu vernehmen: „Der Gelehrte ist durchaus
ein unreines Metall. Man nehme zuvörderst eine starke


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