Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 408
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0341
408 Psyohisehe Studien. XXX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 190B.)

Alles in Deutschland zum Besseren gewendet habe « Nachdem
Nietzsche dargethan, dass der Staat immer nur Philosophen
begünstigen werde, vor denen er sich nicht fürchtet*),
fährt er fort: „Erträgt es jemand also, Philosoph von
Staatswegen zu sein, so muss er es auch ertragen, von ihm
so angesehen zu werden, als ob er darauf verzichtet habe,
der Wahrheit in alle Schlupfwinkel nachzugehen. Mindestens
solange er begünstigt und angestellt ist> muss er über der
Wahrheit noch etwas Höheres anerkennen, den Staat. Und
nicht bloss den Staat, sondern alles zugleich, was der Staat
zu seinem Wohle heischt: zum Beispiel eine bestimmte
Form der Religion, der gesellschaftlichen Ordnung, der
Heeresverfassung — allen solchen Dingen steht ein noli
me tangere angeschrieben. Sollte wohl je ein üniversitäts-
philosoph sich den ganzen Umfang seiner Verpflichtung
und Beschränkung klar gemacht haben? Ich weiss es
nicht; hat es einer gethan und bleibt doch Staatsbeamter,
so war er jedenfalls ein schlechter JFreund der Wahrheit;
hat er es nie gethan — nun, ich sollte meinen, auch dann
wäre er kein Freund der Wahrheit." Schliesslich nimmt
Nietzsche, in Uebereinstimmung mit Dühring, keinen Anstand,
zu erklären: „Jedenfalls ist die Universitätsphilosophie einer
allgemeinen Missachtung und Anzweifeluog verfallen. Zum
Theil hängt diese damit zusammen, dass jetzt gerade ein
schwächliches Geschlecht auf den Kathedern herrscht; ein
Schopenhauer würde, wenn er jetzt seine Abhandlung über
Uitiversitätsphilosophie zu schreiben hätte, nicht mehr die
Keule nöthig haben, sondern mit einem Binsenrohre siegen.
Es sind die Erben und Nachkommen jener Afterdenker,
denen er auf die viel verdrehten Köpfe schlug; sie nehmen
sich Säuglings- und zwergenhaft genug aus, um an den
indischen Spruch zu erinnern: nach ihren Thaten werden
die Menschen geboren, dumm, stumm, taub, missgestaltet."
Mögen diese vernichtenden Sätze Nitzsche's im Allgemeinen
auch etwas übertrieben sein, so haben wenigstens die Okkultisten
wahrlich allen Grund, das „stumm, taub%< zu unterschreiben
; es hat indessen, wie sich später noch ergeben
wird, mit Bezug auf den Okkultismus auch ausser dem
in der Einleitung erwähnten, anonymen Artikel nicht an
„dummen" Aeusserungen gefehlt.

Dass die zünftigen Naturforscher im Vergleich mit

*) Denselben Gedanken hat Schüler in seinen „Briefen über
die ästhetische Erziehung des Menschen*4 in die Worte gekleidet:
„Es ist selten eine gute Empfehlung bei dem Btaat, wenn die Kräfte
die Aufträge übersteigen, oder wenn das höhere GeistesbedürfoLss
des Mannes von Genie seinem Amt einen Nebenbuhler giebt.u


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0341