Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 413
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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„, * * Unerforschte Begebenheiten

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und dir dein Glück nimmt!" — Damals erzählte ich diese
Begegnung sogleich meiner dortigen Wirthin, welche die
Tschechin zu kennen schien; denn sie wurde böse und
sagte, eigentlich müsste es dem Bürgermeister mitgetheilt
werden, dass diese Person die Kurgäste belästigte. Ich
legte dem Ganzen keinerlei Bedeutung bei, sondern erzählte
es später gelegentlich als Kuriosum verschiedenen Personen,
die es je nach ihrer Ansicht beurtheilten. Gerne wüsste
ich, ob hier nur ein Zufall oder wirklich ein Zusammenhang
in diesem seltsamen Spiele besteht;*) denn thatsäch-
lich soll seine Frau, wie ich erfahren, der unteren tschechischen
Volksschicht angehören und in dienender Stellung
gewesen sein, ich sah sie, sie entsprach ziemlich genau
einem Traumbilde von mir; sie sieht weder jung und hübsch,
noch angenehm aus, aber immerhin besser, als man sie mir
geschildert. —

Kurz vor seiner Hochzeit nahm er geistig von mir
Abschied, und zwar so bewegt, dass ich unaufhörlich weinte;
an seinem Hochzeitstage aber fühlte ich sein Denken an
mich so stark, dass ich ihn geistig sah. Nun hielt ich
mich vor innerer Erregung nicht mehr, nun musste ich
Gewissheit haben; ich schrieb noch am Abend dieses denkwürdigen
Tages an ihn, denn ich konnte und wollte meiner
inneren Stimme nicht glauben. Der Brief kam am nächsten
Morgen nach der Post; er antwortete mir umgehend und
meldete mir seine an dem von mir richtig geahnten Tage
„in aller Stille" stattgefundene Trauung. Jede Erkläruug
fehlte. Wohl hatte ich es geistig geschaut, doch durch
Niemanden von diesem Verhältnis* irgend etwas erfahren.
Da ich mich nicht des geringsten unliebsamen Zwischenfalls
erinnere, er aber entschieden in Abrede stellt, irgend
welchen Klatsch über mich gehört zu haben, auch auf jeden
Fall als Ehrenmann erst mit mir Rücksprache über dergleichen
genommen haben würde, so kann ich hierbei nur
an eine übernatürliche Willensbeeinflussung denken. Kein
Vorwurf soll ihn durch mich treffen, nur wissen möchte
ich, wie dies geschehen konnte. Er, ein bejahrter, charaktervoller
und gerechter Mann, dessen Ausspruch mir gegenüber
einst war: „Der Starke muss Rücksicht auf den
Schwachen nehmen, das ist Mensehenpflicht", — er hätte

*) Der Gedanke an dämonische Behexung — Einwirkung
^schwarzer Magie" durch das den Weg der betroffenen Dame
kreuzende tschechische Weib — liegt für den Kenner der okkultistischen
Litteratur in diesem sonderbaren Fall ziemlich nahe, wenn
auch die psychologische Wissenschaft keinerlei sichere Anhaltspunkte
für eine derartige Annahme zu bieten vermag. —- Bed.


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