Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 418
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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418 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1903.)

nur, dass er den Unterschied zwischen zeitlichen und nichtzeitlichen
Trieben übersieht. —

Man kann die Geistesthätigkeit mit der Thätigkeit einer
zu gewissen Zwecken zusammengetretenen Gesellschaft vergleichen
. Eine Gesellschaft, die sich eine ganz bestimmte spezielle
Aufgabe stellte, z. B. den Bau einer gegebenen Eisenbahn,
könnte ihre Thätigkeit nur so lange fortsetzen, bis die Bahn
fertig wäre. Die Mehrzahl derjenigen Thätigkeiten hingegen
, welche das höhere menschliche Geistesleben ausmacht,
gleicht eher solchen Gesellschaften, deren Zwecke sich nie
erschöpfen, was z. B. von wissenschaftlichen, philanthropischen
und dergl. Vereinen gilt. Da aber die Thätigkeit
eines solchen Vereins, selbst bei den besten Zwecken und
inneren Kräften, von gewissen äusseren Stützen, Mitteln,
Bedingungen abhängt, ohne welche sie nicht in die Erscheinung
zu treten vermag, so kann sie sich bei mangelhaften
äusseren Umständen gelegentlich auflösen, ohne dabei
doch wirklich und definitiv todt zu sein. Es kann sich z. B.
zur Zeit einer tyrannischen Regierune: ein Verein bilden,
der sich eine allgemeine Hebung der Volksbildung zur Aufgabe
stellt, der aber schliesslich, als der Regierung verdächtig
, von ihr verfolgt und aufgelöst wird. Mithin ist er
nicht mehr da, er wurde hingerichtet, gemordet, nichts
ist von seiner Thätigkeit mehr zu merken. Und dennoch
existirt er in latentem Zustande, wie auch seine
Nothwendigkeit fortbesteht. Sobald daher von oben
bessere Zustände eintreten, tritt er auch wieder in derselben
oder in wenig veränderter Gestalt in's Leben, auch
wenn keines der früheren Mitglieder mehr am Leben sein
sollte.

Die oben angeführte Aeusserung des Plinius enthält
einen doppelten Widerspruch. Wenn das eigentliche Gut
nicht das Leben, sondern der Tod ist, so ist ja das schon
der entschiedene Pessimismus, die Verdammung jeglichen
Lebens; steht es aber so, so kann von keiner „Süssigkeit"
des Lebens mehr die Rede sein. Und wenn er weiter sagt:
„Für wen kann es süss sein, gelebt zu haben?", so verkennt
er dabei einen der Grundtriebe des vorgeschrittenen Menschen
. Der Drang, das Vergangene an die Gegenwart zu
ketten, macht sich nicht blos in der Hingabe an persönliche
Erinnerungen, in der Abfassung von Memoiren Luit, sondern
das ganze Studium der Geschichte und der Alterthumskunde
entströmt derselben Quelle. —

Der ewige Tod — so tröstet uns Büchner — soll kein
Uebel sein , da er sich ja „in keiner anderen Weise" vom
wohlthätigen Schlaf unterscheidet, als dass das Erwachen


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